Freitag, 8. November 2013

Kinder, Unkraut und neue Tiere

Diesen Post hatte ich vor meiner Diagnose geschrieben, aber noch nicht veröffentlicht.


Die Zeit in Monteverde nähert sich dem Ende.
Das Unkraut bleibt.

Ich war fleissig bei der Arbeit, habe das "Casa Verde", das "Grüne Haus" auf Vordermann gebracht - Pflanzen zugeschnitten, geteilt, umgepflanzt, für Epiphyten eine neue Heimat geschaffen (hört sich professionell an, gell? Epiphyten sind Pflanzen, die auf Pflanzen wachsen, z. B. Bromelien, Tillandsien und auch Orchideen) und, und, und...
Auf Anordnung meines Chefs habe ich auch angefangen, pro forma das Gerätehaus aufzuräumen und die Sachen zu sortieren. Pro forma deswegen, weil das alles nix nutzt. Es ist soviel Gerümpel drin, das aber alles "notwendig" ist. Und wenn die Schüler Geräte zurückbringen, hängen sie es sowieso nicht an dem von mir vorgesehenen Platz.
Also werfe ich den gröbsten Müll weg und verschwinde zur nachhaltigen Arbeit an meinen Lieblingsplatz, der Huerta.
In dem terrassenartig angelegten Garten befinden sich Kräuter und Heilpflanzen sowie Gemüse. Und auch hier ist Pflege dringend notwendig. Wie überall. Es gäbe Arbeit für laaaaaange Zeit hier auf dem Schulgelände.

Die Kinder jeder Altersgruppe sind in der Gartenarbeit integriert. Sie säen, graben um, legen Wege an, ernten ihr selbst gepflanztes Gemüse, das sie dann in der Schulküche zubereiten.
Ich helfe ja ab und an beim Gartenunterricht mit. Am liebsten sind mir die Kleinen aus dem Kindergarten und der Vorschule. Sie sind mit Feuereifer bei der Sache und freuen sich über jeden Käfer und Regenwurm, den sie entdecken.
Die nächsten Altersklassen sind schwieriger im Zaum zu halten. Ihre Aufmerksamkeitsspanne ist oft sehr kurz und sie treiben dann viel Blödsinn.
Und Teenager sind einfach Teenager . Alles in allem also ganz normale Kinder hier.

Am Wochenende waren zwei Mitschülerinnen der Sprachschule aus San Jose zu Besuch. Ich habe für die beiden ein hübsches kleines Hotel inmitten der Natur gefunden. Ruhig gelegen sollte es sein, so der verständliche Wunsch der Großstadtgeschädigten. Sollte ich mal Urlaub machen in Monteverde, übernachte ich auch hier in der Cala Lodge.
Beim frühstücken mit Blick über den Nebelwald steht immer ein Fernrohr bereit. Der Besitzer war lange Führer im Nationalpark und will seinen Gästen natürlich was besonderes bieten. Und tatsächlich: zwei farbenprächtige Tukane, Exemplare wie aus dem Bilderbuch, haben wir beobachtet. Und grüne Papageien!

Es war überhaupt ein Wochenende der Papageien. Bei einer Tour mit Oscar im Curi-Cancha-Nationalpark konnten wir kleine Schwärme grüner Papageien über uns fliegen sehen. Und Pärchen, die sich liebevoll gegenseitig pflegen. Da mag man gar nicht an diese Tiere in Käfigen denken.
Wir bekamen auch einen Quetzal vor die Linse. Aber nur ganz kurz. Was hatte ich doch vor einer Woche für ein Glück!
Die Führer informieren sich ja gegenseitig immer, wenn sie etwas besonderes entdeckt haben. Und so gab es einen kleinen Menschenauflauf vor dem Quetzal. Vier Führer mir ihren Fernrohren und ihren Gästen liefen hin und her, um den besten Blick auf diese seltenen Vögel zu ermöglichen.

Das weitere Touri-Programm:
Ein Besuch des sog. Federmaus-Dschungels. Die interessanten und unterhaltsam vorgetregenen Informationen des flämischen Fledermaus-Experten hinterliessen einen nachhaltigen Eindruck bei uns. Und alle waren wir uns einig, daß wir die Tiere von nun an mit anderen Augen betrachten.
Es sind hochsozialisierte Lebensgemeinschaften, die z. B. Waisenkinder aufziehen und sogar Hebammen haben. Bestimmte Arten vertilgen bis zu 3000 Insekten pro Nacht, was ihrem eigenen Körpergewicht entspricht! Da die Fledermaus-Population weltweit sinkt, ist es kein Wunder, wenn sich durch Insekten übertragene Krankheiten immer weiter ausbreiten. Auch in Europa und USA!
Der Fledermaus-Dschungel ist eigentlich eine kleine Ausstellung mit einem angeschlossenen Raum, in dem früchtefressende Fledermäuse gehalten werden. Es befinden sich hier keine Wildfänge, sondern ehemals verletzte Tiere, die nicht mehr in die Wildnis ausgesetzt werden können. Sie bekommen aber hier Nachwuchs, bei einem Weibchen konnte man ganz deutlich die Schwangerschaft sehen.
Insektenfressende Exemplare können hier freilich nicht gehalten werden, welches menschliche Wesen wäre schon fähig, hunderttausende Tierchen zu sammeln.

Anschließend Einkehr im darüber gelegenen Cafe Cabure mit angeschlossener kleiner Schokoladenproduktion.
Und hier kamen meine beiden schweizer Schokoladen-Junkies voll auf ihre Kosten. Die cremige heiße Schokolade und die feinen Trüffelpralinen liessen sie in höchsten Tönen schwärmen. Wenn das mal keine Empfehlung ist!

Genauso schwärmten wir von dem Eis, das die Monteverde-Käsefabrik in ihrem Laden anbietet. Die Führung kann man sich sparen, wobei die Geschichte und die Bilder der Quäker, die die Fabrik in den 1950er Jahren gründeten schon interessant sind. Die anschließende Käsekostprobe war sehr interssant - die Gouda und Emmentaler schmecken hier ganz anders. Aber nicht schlecht.

Weiter im Programm mit einer Canopy-Tour im Selvatura-Nationalpark. Dort schwingt man sich mittels einer Zipline über die Baumkronen des Nebelwaldes.
Ist nichts für mich, ich wählte den Fußweg, der über acht Hängebrücken führte. Wieder bekam ich Affen zu sehen, wobei ich mir nicht sicher war, ob es Brüllaffen waren oder oder Klammeraffen. Gebrüllt hat nix...ich hätte mir ein Fernglas ausleihen sollen!
Übers ganze Gesicht strahlend kamen die beiden Schweizerinnen von ihrem Abenteuer zurück.

Der letzte Programmpunkt war eine Tour durch eine Kaffeplantage. Auch hier hatten wir wieder einen Führer, der es verstand, seine Informationen unterhaltsam rüberzubringen.
Von der kleinen Kaffeepflanze bis zur exportreifen Kaffeebohne - ein weiter Weg.
Wir bekamen auch aufgezeigt, woran die Kaffeeriesen ihr Geld verdienen. Nämlich mit der Geschichte, die sie um den Kaffee spinnen, um die oft mindere Qualität zu vertuschen. Keine Überraschung eigentlich.

Ein schönes, interessantes, aktives Wochenende endete viel zu schnell.
Jetzt werden wir uns erst in der Heimat wiedersehen. Oder vielleicht auch im nächsten Jahr in Costa Rica, da Veronika bis Juni hierbleibt, um ein Projekt für benachteiligte Familien in San Jose aufzubauen. Und da sie in der Schweiz ihren Job gekündigt hat - wer weiss, ob sie nicht noch länger bleibt.

Pura Vida!





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