Montag, 25. November 2013

und was hab ich bisher gemacht und erlebt?

Heute zum Beispiel war ich vormittags Babysitter für den Brüllaffen namens Cupido. Ich musste aufs Klo, fand momentan keine Ersatzmami. Bin dann einfach mit Cupido auf dem Kopf auf die Toilette. Das funktioniert! Bild wird es davon als Beweis aber nicht geben...

Vorgestern wurde ein kleiner Brüllaffe gebracht. Der kleine Kerl wurde in der Nähe gefunden, ist erst ein paar Wochen alt. Aber er macht sich gut und wird von seiner Ersatzmama hingebungsvoll betreut.

Nach dem ersten Mal Affenbabysitten war ich im wahrsten Sinne des Wortes angepisst und bin danach sofort unter die Dusche, habe das Abendessen dafür sausen lassen. Jetzt bin ich zwar auch nicht begeistert, wenn es passiert, aber es stört mich nicht weiter, wenn ich so beim Essen sitze. Die anderen sehen genauso aus.

Die Kapuzineräffin Simone liebt Fussmassagen und ist Kleptomanin. Sie untersucht gründlichst alle Hosentaschen und klaut, was das Zeug hält. Ihr Gefährte Wim bohrt einem gern in den Ohren rum und untersucht die Zähne, wenn man den Mund öffnet.

Oje, es ist schon wieder Zeit für den Bus. Schade, dass es kein Internet in der Anlage gibt, es gäbe sooo viel zu berichten.

Pura Vida.





ein ganz normaler Tag

*6.30Uhr aufstehen, Zähne putzen
*7.00Uhr Frühstück
*8.00Uhr Arbeitseinteilung. Drei  bis vier Leute für die Zubereitung des Tierfutters, zwei fürs   Babysitten der vier Teenager-Brüllaffen, zwei für die Kapuzineraffen, einer für eines der Faultiere. Zwei fürs Reinigen der Käfige von Reh, grünen Papageien und Aras. Wenn mehr Volunteers vorhanden sind, gibts Sonderaufgaben wie Käfig bauen oder Wege fegen.
*12.00Uhr Mittagessen
*13.30Uhr Arbeitseinteilung für den Nachmittag, gleiche Aufgaben wie vormittags
*17Uhr Fütterung der nachtaktiven Viecherl: Eulen, Käuze, Olingo (Makibär) und Kinkajous (Wickelbär).
*18Uhr Abendessen

So die nüchternen Fakten - aber jeder Tag bringt neue Ereignisse, und oft sitzen wir da und staunen über die Dinge, die sich vor unseren Augen abspielen und wir sind mitten drin.

Pura Vida.




Montag, 18. November 2013

Affe im Haar und vom Tukan gekniffen

Wirklich wahr!
Das alles beim ersten Rundgang durch die Anlage.

Affen gibt es hier, Faultiere mit Jungen, Aras, Eulen, Tukane, Eichhörnchen, ein Reh, einen Leguan....

Pablo, der für die Volunteers zuständig ist, wird von einer Kapuzineraffendame sehr geliebt. Und als er mit mir im Schlepptau ankam, gab es eben den Eifersuchtsanfall. Dieses kleine Biest verkrallte sich in meinen Haaren und liess sich nur mit vereinten Kräften entfernen.

Der Tukan kniff mich in den Knöchel. Das passierte allerdings beim Babysitten der kleinen Brüllaffen, war also nicht so schlimm.
Hier läuft man tatsächlich mit einem (oder auch mehreren ) Affen auf dem Kopf durch die Anlage - das gehört zum Babysitten!

Mehr Geschichten das nächste Mal, wir müssen den Bus zurück erwischen...

Pura Vida!

eiskalt durch die Bananenrepublik

Ich bin heil in der Tierstation angekommen, alles hat reibungslos geklappt!
Busfahren bleibt immer noch ein kleines Abenteuer.

Während der 3-stündigen Fahrt nach Limon war ich heilfroh, mit Socken, Turnschuhen, langärmeligem Hemd, Halstuch und Fleecejacke ausgestattet zu sein. 17ºC - so die Anzeige im Bus. Gefühlte 10ºC meiner Meinung nach.

Wir fuhren durch grünen Wald, über grosse und kleine Flüsse, immer auf Autobahn-ähnlicher Strasse. So ca. 20km vor Limon wurde es dann flach und man sah nichts als Bananenpflanzen. Und dazwischen Containerplätze für die Bananenlaster. Ich möchte nicht wissen, wieviel Gift hier versprüht wird, wie die Umwelt hier leidet.
Das ist die andere Wirtschaftsseite Costa Ricas, vom Tourismus allein kann man halt nicht leben.

Im "gefährlichen" Limon angekommen, wurde mir gleich freundlich weitergeholfen und ich konnte beruhigt auf meinen nächsten Bus warten.
Der brauchte eine halbe Stunde bis zur Tierstation, die auch gleichzeitig Endstation ist und somit am Ende der Welt liegt. Wenn auch am Strand...

Das nächste Abenteuer kann beginnen!

Pura Vida!


Samstag, 16. November 2013

Abschied und Zwischenstation

Gestern habe ich also meine Abschiedsrunde in Monteverde gedreht.
Einen letzten Batido im Tree House getrunken, ein letztes Mal bei Vitosi im Drogeriemarkt eingekauft, in der kleinen Panaderia (Bäckerei) zwischen Santa Elena und Monteverde Kuchen und Teilchen für den Kaffeeklatsch in meiner Schule besorgt.

Dort versammelte sich ein Grossteil der Belegschaft in der Schulküche, es wurde Eisfrappé gemixt, zusammen mit meinem Kuchen wurden Cracker mit Käsecreme aufgetischt - lecker.
Neben einer Abschieds- und Dankesrede erhielt ich dann ein Poster und ein T-Shirt der Cloud Forest School.
Ich sei hier jederzeit willkommen und Arbeit gäbe es genug für mich - im Heilpflanzengarten dürfte ich wegen meiner Allergie zwar nicht arbeiten, aber ich könnte ja malern! Letzteres kam von Milton, meinem Jefe, mit einem Augenzwinkern. Er weiss ganz genau, wie sehr ich diese Arbeit verabscheue.

Adios, Escuela, Casa Verde, Zwiebelpflänzchen, Würgefeigen, Wege und Pfade - es war eine schöne, erfüllte Zeit hier.

Ein letztes Abendessen mit meiner Familie, ein letzter Schmuser mit Hund und Katz. "Letzte Male"... *seufz*

Jetzt sitze ich in meiner ersten Bude bei Marlene. San Jose ist unverändert laut und voller Menschen. Ich bin froh, wenn ich morgen wieder aufs Land darf.
Die Fahrkarte nach Limon ist schon gekauft, die genauen Anweisungen, wie ich zu der Tierauffangstation gelange, griffbereit.

Ich freue mich auf die neuen Aufgaben, auf das Meer und die "Negrrrros", wie Xeoni sie immer betont erwähnt hat. Die an der Karibikküste lebenden Schwarzen (ist das der politisch korrekte Ausdruck???) pflegen wohl einen etwas lässigeren Lebensstil, den die "richtigen" Ticos gleichzeitig faszinierend und etwas abstossend finden. So jedenfalls mein Eindruck, wann immer das Gespräch auf meinen Aufenthalt dort kam.
Bin ja schon sehr gespannt.

In den nächsten Wochen können die Berichte spärlicher ausfallen, in der Station gibt es keinen Internetzugang. Wann immer ich aber in ein Internet-Cafe gelange, wird alles nachgeholt!

Pura Vida!

Freitag, 15. November 2013

zu Fuß, auf dem Pferd, per Boot

Als ich vorgestern in La Fortuna ankam, habe ich in einem Anfall von Tatendrang gleich drei Touren gebucht. Ich hab ja Urlaub, da darf das sein...

Die Fahrt von Monteverde führte über die dort üblichen Rumpelstrassen durch wunderschöne Hügellandschaft. Am Arenalsee angekommen, steigt man ins Boot und setzt über auf die südöstliche Uferseite. Die Überfahrt ist sehr entspannend und man kann Wasservögel beobachten.

Am Ufer angekommen, ging es mit dem Taxi zu den einzelnen Unterkünften der Mitfahrer. Und das auf einer richtig luxuriösen Strasse.

La Fortuna ist ein kleines Touristen-Städtchen, nicht besonders hübsch, hat jedoch einen netten Stadtpark. Es gibt die üblichen Souveniershops, und zum Essen und Amüsieren findet jederman was Passendes.

Mein Hostel hielt, was die Internetseite versprach und ich machte es mir erstmal im Garten gemütlich. Vor den Zimmern standen Schaukelstühle, Hängematten luden ebenfalls ein...
Nach einem feinen Abendessen ging ich früh schlafen, schliesslich ging es am nächsten Morgen um 8Uhr los zum Vulkan.

Die Tourbeschreibung hätte ich mal genauer lesen sollen. Das hatte nichts mit einer Vulkanbesteigung zu tun, sondern war ein Spaziergang mit Tierbeobachtung in der Ebene unterhalb des Vulkans. War aber trotzdem schön. Tukane, Falken, eine unscheinbare, gut getarnte kleine Schlange, die tödlich gifitg ist und allerlei Eidechsen bekamen wir zu sehen. Und Moskitos zu spüren. In La Fortuna ist es richtig schwülwarm, tropisch halt. Monteverde mit den kühlen Nächten und den kaum vorhandenen Moskitos hat mich doch sehr verwöhnt.

Nach einer Pause und Mittagessen fuhr ich dann zum nächsten Ereignis: reiten!
Ich weiss nicht, was mich geritten hat, als ich das buchte! Ich bin zuletzt vor 35 Jahren mal länger auf einem Pferd gesessen, mit sehr bescheidenem Erfolg. Doch hier habe ich immer wieder kleine Reitgruppen gesehen und ich dachte: was für eine schöne Art, das Land kennenzulernen...
Also rauf auf das Pferd (ohne Hilfestellung!) und ab ins Gelände.
Ich hatte einen Guide für mich allein. Der meinte wohl, ich müsste etwas geboten bekommen und trieb meinen hübschen Nautillo zu einer schnelleren Gangart an. Hilfe!
Ich hab bestimmt ausgesehen wie ein grössenwahnsinniger Sancho Pansa, der einfach nicht auf ein Pferd gehört. Ich plumste unschön auf und nieder, versuchte gleichzeitig zu bremsen, zu lenken und mich festzuhalten. Und das im Regen, bekleidet mit einem Plastikponcho und einem blauen Helm, darunter meine hochrote Birne - gut, dass ich meine Eitelkeit zu Hause gelassen habe!

Als ich den jungen Mann davon überzeugt hatte, ich wolle es wirklich ganz ruhig und keinesfalls übers Schritttempo hinausgehend, war ich relativ entspannt und konnte den Ritt geniessen.
Das Ziel war ein Wasserfall. Den man aber nur zu Fuss erreichen kann. Nach dem Absteigen (wieder ohne Hilfe und sogar ohne Panne!) zitterten mir die Knie. Ist doch ganz schön anstrengend, auf einem Pferd zu sitzen!
Viele Treppenstufen ging es zum Wasserfall hinab. Sehr viele. Und über eine wackelige kleine Hängebrücke. Doch es lohnte sich, dort war es einmalig schön. Wer will, kann eine andere Route nehmen und unterhalb des Wasserfalls sogar baden. Ich entschied mich nur fürs Gucken.
Ich keuchte dann wieder rauf Richtung Pferd, und auf dem Rückweg hatte ich das schon erwähnte Glückserlebnis...

Mit Natalie, die ich auf der Vormittagstour kennengelernt hatte, liess ich dann den Tag an der Bar des Hostels ausklingen.

Am nächsten Morgen um 7Uhr Abmarsch zum Kanufahren! Es war Gott sei Dank kein Kanu, sondern ein grosses Schlauchboot, dass ich mir allein mit meinem Guide teilen durfte. Ich bekam zwar ein Paddel in die Hand, musste aber nix tun. Durfte die ruhige Fahrt in der Kühle des Morgens geniessen.
Vorbei an riesigen Bambusstangen, durch eine Allee verschiedenster Bäume, von denen Spanisches Moos und Lianen ins Wasser ragten. Eisvögel bekam ich zu sehen und ganz nah über mir turnende Kappuzineraffen. Des weiteren streitende Brüllaffen, ein Smaragd-Leguan, der aussieht wie ein kleiner grüner Drache. An einem Baumstamm hängend eine Gruppe von putzigen kleinen Fledermäusen. Und ein prächtiger blauroter Trogon flog vorbei.

Sowas mag ich.

Wieder an Land gab es ein einfaches, aber umso besseres Frühstück, bestehend aus knusprigen Maistortillas mit Sauerrahm und Käse. Und Kaffee natürlich. Und Bananenkuchen....

Die Zeit bis zur Rückfahrt (wieder mit dem Taxi-Boot-Taxi-Shuttle) vertrieb ich mir mit Souveniergucken, Ansichtskarten schreiben (das machen wohl immer weniger Leute, die Ansichtskarten sehen arg alt und verblasst aus) und einer Unterhaltung mit einem Oktoberfest-Fan aus Ohio.

Die Rückfahrt nach Monteverde verlief wie die Hinfahrt, nur dass der Arenal lange Zeit unverhüllt zu sehen war!

Pura Vida.

P.S. Ich hab mich ja schon gewundert, dass nur Manuela Kommentare schreibt. Bis ich heute mal genauer geguckt habe - jetzt kann jeder einen Kommentar hinterlassen!


Mittwoch, 13. November 2013

Glücksmomente für die Ewigkeit

Wer kann sich an Augenblicke wirklichen Glücksgefühls erinnern? An die Unfassbarkeit, daß einem dieses Gute tatsächlich passiert? An ein Gefühl, hier und jetzt ganz richtig zu sein?

Ich erinnere mich an den Augenblick, als ich in Indien mit dem Rad einen Ochsenkarren überholte und dabei Kindern am Strassenrand zuwinkte. Das war so ein Moment.

Oder als ich vergangenes Jahr im Chiemsee schwamm und ich mich so rundum gut gefühlt habe.

Heute war wieder so ein Augenblick: ich sass auf einem Pferd, vor mir tat sich der Blick über die Baumgwipfel auf die weite Ebene bis zur Karibischen See auf. Tukane flogen ganz nah an mir vorbei, und dann enfernte sich die letzte Wolke vom Gipfel des Vulkan  Arenal und er zeigte sich in seiner ganzen Schönheit.

Gracias.

Montag, 11. November 2013

der dschungeligste aller Dschungel

Heute morgen habe ich mich zu einem dreitägigen Aufenthalt in La Fortuna, der Stadt in der Nähe des hübschen und sehr aktiven Vulkans Arenal entschlossen.
Via Internet ein Zimmer für zwei Nächte in einem Hostel gebucht - das Luxusweib in mir drückte auf den "Einzelzimmer-mit-eigenem-Bad"-Knopf. Ich brauch das jetzt einfach, schliesslich stehen mir mehrere Wochen Gemeinschaftsschlafraum und -bad bevor.
Der Transport erfolgt mit Taxi-Boot-Taxi.
Statt umständlich und lange per Bus über die Landstrasse zu rumpeln, zahlt man 25$, wird an der Haustür abgeholt, zum Arenalsee gefahren, über diesen geschippert und in La Fortuna vor dem Hotel abgesetzt.
Hört sich gut an, und die Fahrt über den See muss ein Erlebnis sein. Hoffentlich regnets nicht!

Es herrscht heute nämlich lt. Oscar typisches Regenzeit-Wetter : kühl (so 19ºC), Nebelnieseln und starker Wind.
Und diesem Wind ist heute mein heissgeliebter Indiana-Jones-Hut zum Opfer gefallen.

Nach der Fixierung meines Kurztrips packte mich der Tatendrang und ich marschierte zum unbekanntesten Naturreservat Monteverdes, dem Reserva Bosque Nuboso Santa Elena.
Ja, ich bin die ca. 5km BERGAUF gegangen. Der kleine Sparfuchs setzte sich diesmal gegen das Luxusweib durch...

Drei Stunden bin ich durch wahren Dschungel gestolpert, gehüpft, gesprungen, gerutscht, gestiegen. Hier ist es viel feuchter als im Monteverde-Reservat (das war das mit dem Quetzal). Das Moos auf den Bäumen ist dichter, alles dampft und ist höllengrün.
Die Wege werden zu einem schlammigen Pfad, Tiere sind fast keine zu sehen, einige wenige Vögel geben Laut.
Unüberhörbar aber ist ein Vogel namens "Three Wattled Bell Bird" Sein Ruf hört sich an wie ein quietschendes Tor. Wirklich wahr, hört es euch auf youtube an!
An einem Aussichtspunkt versuchte ich, einen Blick auf den Arenal zu erhaschen. Der Wind pfiff mir um die Ohren, und als ich gerade daran dachte, meinen Hut festzuhalten, flog er auch schon davon. Scheibenkleister! Gefunden hab ich ihn nicht mehr, der Vulkan war auch nicht zu sehen - logisch, war ja alles wolkenverhangen.
OK, schade, aber nicht so schlimm.

Erschöpft, aber glücklich (im Wald rumstampfen hat immer den Effekt bei mir), teilte ich mir ein Taxi mit einem amerikanischen Paar und genoss die Abfahrt.
Und anschliessend das gemeinsame Bier samt Guacamole zum Ausklang eines schönen Tages.

Pura Vida!








Samstag, 9. November 2013

Nebelreissen, Schnürlregen - Novemberwetter

Heute ist ein richtiger Novembertag - mit 20ºC freilich wärmer als in der Heimat, aber schon am frühen Vormittag zog der Nebel auf.
Ich liess mich trotzdem nicht von einem Spaziergang abhalten und geriet in einem Regenguss der tropischen Art.
Waschelnass landete ich Stella's Bakery - und genehmigte mir zum Trost einen Käsekuchen mit Maracujaguss. Diese Ticos verstehen es zu backen. Die Kuchen und Gebäckteilchen schmecken einfach immer gut. Und sind nicht, wie in südlichen Landern oft der Fall, pappsüss.

Der Regenguss ging über in einen Salzburger Schnürlregen und ich nahm den Bus nach Hause.
Dort war ausnahmsweise die ganze Familie versammelt und Spielenachmittag war angesagt. Begleitet von Gesang. Das Gespräch kam nämlich irgendwie auf  Kinder- und Weihnachtslieder. Und so sangen wir spanisch, englisch, deutsch und bayerisch.

Ich habe wieder was gelernt: in Costa Rica spricht man sich auch innerhalb der Familie mit "Sie" an - ich dqchte zuerst, ich verstehe es falsch, aber nein. Das in Spanien durchaus verwendete "Du" findet hier keine Anwendung. Alle sind quasi per Sie.

Meine Hände und Unterarme heilen langsam. Es sieht nicht mehr ganz so schlimm aus und schmerzt nicht mehr.
Ich bleibe aber noch ein paar Tage in Monteverde. Ich möchte noch den Santa-Elena-Nationalpark ganz früh am Morgen besuchen - die Chance, dass es klar ist und man den Vulkan Arenal sehen kann, ist dann am grössten.
Ausserdem überlege ich, eine sog. Jeep-Boot-Jeep Tour über den Arenal-See zu machen und in der Nähe des Vulkans zu übernachten. Mal sehen...

Nachdem schon fast die Hälfte meines kleinen Abenteuers rum ist, habe ich daran gedacht, eine Zwischenbilanz zu ziehen.
Um aber nichts zu verschreien, nur ganz kurz: ES PASST.
Das Land, die Menschen hier, die Gestaltung meines Aufenthalts. Doch, ich bin froh über meine Entscheidung.
Ich freue mich auch schon auf meine nächste Aufgabe.

Pura Vida!




Freitag, 8. November 2013

Kinder, Unkraut und neue Tiere

Diesen Post hatte ich vor meiner Diagnose geschrieben, aber noch nicht veröffentlicht.


Die Zeit in Monteverde nähert sich dem Ende.
Das Unkraut bleibt.

Ich war fleissig bei der Arbeit, habe das "Casa Verde", das "Grüne Haus" auf Vordermann gebracht - Pflanzen zugeschnitten, geteilt, umgepflanzt, für Epiphyten eine neue Heimat geschaffen (hört sich professionell an, gell? Epiphyten sind Pflanzen, die auf Pflanzen wachsen, z. B. Bromelien, Tillandsien und auch Orchideen) und, und, und...
Auf Anordnung meines Chefs habe ich auch angefangen, pro forma das Gerätehaus aufzuräumen und die Sachen zu sortieren. Pro forma deswegen, weil das alles nix nutzt. Es ist soviel Gerümpel drin, das aber alles "notwendig" ist. Und wenn die Schüler Geräte zurückbringen, hängen sie es sowieso nicht an dem von mir vorgesehenen Platz.
Also werfe ich den gröbsten Müll weg und verschwinde zur nachhaltigen Arbeit an meinen Lieblingsplatz, der Huerta.
In dem terrassenartig angelegten Garten befinden sich Kräuter und Heilpflanzen sowie Gemüse. Und auch hier ist Pflege dringend notwendig. Wie überall. Es gäbe Arbeit für laaaaaange Zeit hier auf dem Schulgelände.

Die Kinder jeder Altersgruppe sind in der Gartenarbeit integriert. Sie säen, graben um, legen Wege an, ernten ihr selbst gepflanztes Gemüse, das sie dann in der Schulküche zubereiten.
Ich helfe ja ab und an beim Gartenunterricht mit. Am liebsten sind mir die Kleinen aus dem Kindergarten und der Vorschule. Sie sind mit Feuereifer bei der Sache und freuen sich über jeden Käfer und Regenwurm, den sie entdecken.
Die nächsten Altersklassen sind schwieriger im Zaum zu halten. Ihre Aufmerksamkeitsspanne ist oft sehr kurz und sie treiben dann viel Blödsinn.
Und Teenager sind einfach Teenager . Alles in allem also ganz normale Kinder hier.

Am Wochenende waren zwei Mitschülerinnen der Sprachschule aus San Jose zu Besuch. Ich habe für die beiden ein hübsches kleines Hotel inmitten der Natur gefunden. Ruhig gelegen sollte es sein, so der verständliche Wunsch der Großstadtgeschädigten. Sollte ich mal Urlaub machen in Monteverde, übernachte ich auch hier in der Cala Lodge.
Beim frühstücken mit Blick über den Nebelwald steht immer ein Fernrohr bereit. Der Besitzer war lange Führer im Nationalpark und will seinen Gästen natürlich was besonderes bieten. Und tatsächlich: zwei farbenprächtige Tukane, Exemplare wie aus dem Bilderbuch, haben wir beobachtet. Und grüne Papageien!

Es war überhaupt ein Wochenende der Papageien. Bei einer Tour mit Oscar im Curi-Cancha-Nationalpark konnten wir kleine Schwärme grüner Papageien über uns fliegen sehen. Und Pärchen, die sich liebevoll gegenseitig pflegen. Da mag man gar nicht an diese Tiere in Käfigen denken.
Wir bekamen auch einen Quetzal vor die Linse. Aber nur ganz kurz. Was hatte ich doch vor einer Woche für ein Glück!
Die Führer informieren sich ja gegenseitig immer, wenn sie etwas besonderes entdeckt haben. Und so gab es einen kleinen Menschenauflauf vor dem Quetzal. Vier Führer mir ihren Fernrohren und ihren Gästen liefen hin und her, um den besten Blick auf diese seltenen Vögel zu ermöglichen.

Das weitere Touri-Programm:
Ein Besuch des sog. Federmaus-Dschungels. Die interessanten und unterhaltsam vorgetregenen Informationen des flämischen Fledermaus-Experten hinterliessen einen nachhaltigen Eindruck bei uns. Und alle waren wir uns einig, daß wir die Tiere von nun an mit anderen Augen betrachten.
Es sind hochsozialisierte Lebensgemeinschaften, die z. B. Waisenkinder aufziehen und sogar Hebammen haben. Bestimmte Arten vertilgen bis zu 3000 Insekten pro Nacht, was ihrem eigenen Körpergewicht entspricht! Da die Fledermaus-Population weltweit sinkt, ist es kein Wunder, wenn sich durch Insekten übertragene Krankheiten immer weiter ausbreiten. Auch in Europa und USA!
Der Fledermaus-Dschungel ist eigentlich eine kleine Ausstellung mit einem angeschlossenen Raum, in dem früchtefressende Fledermäuse gehalten werden. Es befinden sich hier keine Wildfänge, sondern ehemals verletzte Tiere, die nicht mehr in die Wildnis ausgesetzt werden können. Sie bekommen aber hier Nachwuchs, bei einem Weibchen konnte man ganz deutlich die Schwangerschaft sehen.
Insektenfressende Exemplare können hier freilich nicht gehalten werden, welches menschliche Wesen wäre schon fähig, hunderttausende Tierchen zu sammeln.

Anschließend Einkehr im darüber gelegenen Cafe Cabure mit angeschlossener kleiner Schokoladenproduktion.
Und hier kamen meine beiden schweizer Schokoladen-Junkies voll auf ihre Kosten. Die cremige heiße Schokolade und die feinen Trüffelpralinen liessen sie in höchsten Tönen schwärmen. Wenn das mal keine Empfehlung ist!

Genauso schwärmten wir von dem Eis, das die Monteverde-Käsefabrik in ihrem Laden anbietet. Die Führung kann man sich sparen, wobei die Geschichte und die Bilder der Quäker, die die Fabrik in den 1950er Jahren gründeten schon interessant sind. Die anschließende Käsekostprobe war sehr interssant - die Gouda und Emmentaler schmecken hier ganz anders. Aber nicht schlecht.

Weiter im Programm mit einer Canopy-Tour im Selvatura-Nationalpark. Dort schwingt man sich mittels einer Zipline über die Baumkronen des Nebelwaldes.
Ist nichts für mich, ich wählte den Fußweg, der über acht Hängebrücken führte. Wieder bekam ich Affen zu sehen, wobei ich mir nicht sicher war, ob es Brüllaffen waren oder oder Klammeraffen. Gebrüllt hat nix...ich hätte mir ein Fernglas ausleihen sollen!
Übers ganze Gesicht strahlend kamen die beiden Schweizerinnen von ihrem Abenteuer zurück.

Der letzte Programmpunkt war eine Tour durch eine Kaffeplantage. Auch hier hatten wir wieder einen Führer, der es verstand, seine Informationen unterhaltsam rüberzubringen.
Von der kleinen Kaffeepflanze bis zur exportreifen Kaffeebohne - ein weiter Weg.
Wir bekamen auch aufgezeigt, woran die Kaffeeriesen ihr Geld verdienen. Nämlich mit der Geschichte, die sie um den Kaffee spinnen, um die oft mindere Qualität zu vertuschen. Keine Überraschung eigentlich.

Ein schönes, interessantes, aktives Wochenende endete viel zu schnell.
Jetzt werden wir uns erst in der Heimat wiedersehen. Oder vielleicht auch im nächsten Jahr in Costa Rica, da Veronika bis Juni hierbleibt, um ein Projekt für benachteiligte Familien in San Jose aufzubauen. Und da sie in der Schweiz ihren Job gekündigt hat - wer weiss, ob sie nicht noch länger bleibt.

Pura Vida!





Donnerstag, 7. November 2013

es könnte schlimmer sein

Ich schreibe dieses mit eingebundenen Händen...

Mehr als zwei Wochen hier in Monteverde waren nahezu perfekt: die Arbeit, die Gastfamilie, die ganze Umgebung hier. Das Klima, die Tiere, die Ausflüge.

Und dann durfte ich am Dienstag dieser Woche auch in meinem bevorzugten Garten, dem mit den Gemüsen, Kräutern und Heilpflanzen, arbeiten.
Aber irgendein Grünzeug war wir nicht wohlgesonnen, ich bekam einen richtig fiesen Ausschlag, der sich am Mittwoch weiter ausbreitete und vor allem meine rechte Hand richtiggehend deformiert aussehen ließ. Kein schöner Anblick!

Heute schließlich suchte ich die Klinik in Monteverde auf. Ich bekam für 90,-€ (Costa Rica ist kein Billigland!) eine Untersuchung, zwei Spritzen, Tabletten und eine Creme. Und die Aufforderung, direktes Sonnenlicht zu vermeiden (logisch), nicht mit Pflanzen in Berührung kommen (auch logisch) und keinesfalls mit Tieren arbeiten (ebenfalls logisch, aber jetzt natürlich ein Problem!).
Morgen sollte ich nach San Jose mit dem Bus, eine Nacht bei meiner ersten Gastfamilie verbringen und am Samstag morgen Richtung Limon weiterreisen.
Daraus wird jetzt nix. So wie es aussieht, werde ich mich hier in Monteverde erst einmal auskurieren. Wohnen kann ich weiter bei meiner Gastfamilie, die ich halt direkt bezahle - arbeiten kann ich ja als Gegenleistung nicht.
Mal sehen, was meine Vermittlungsstelle mir für Infos über den weiteren Ablauf gibt.

Trotz aller unglücklichen Umstände, muss ich sagen, wie gut ich mich aufgehoben fühle. Ich hatte drei Personen, die mich zur Klinik gefahren hätten, meine Familie tut alles, damit ich mich besser fühle. Kathia von der Schule und meine Ansprechpartnerin hier hat mich schließlich in die Klinik begleitet und übersetzt.

Und wer weiss: vielleicht gibt es einen verborgenen Grund für diesen verlängerten Aufenthalt hier...

Pura Vida