Montag, 6. Januar 2014

Und? Ameisenbär gefunden?

Ich weiss, es gibt ihn in Costa Rica, diesen Oso Hormiguero. Über den Weg gelaufen ist er mir nicht. Was also im Umkehrschluss bedeutet: ich muss da nochmal hin...

Seit Heilig Abend bin ich wieder daheim. Den Aussagen "Schön, dass du wieder da bist!" folgt natürlich: "Und? Wie war's? Erzähl mal."

Ja, wie war's denn eigentlich so im Rückblick und zusammenfassend?

Es war einfach "a runde Sach". Trotz mancher Kanten, die es zu umschiffen galt.

Costa Rica - ein ideales Reiseland für kleine Feiglinge wie mich, die mal nach Lateinamerika wollen.
Angenehme Menschen, das gute Gefühl - egal, ob unterwegs, in einem Zuhause oder im Regenwald.
Grün, grün, grün.
Nass und feucht und novemberneblig und furchtbar heiß manchmal.
Der Sound des Dschungels, vor allem in der Dunkelheit.
Exotische, farbenprächtige Tiere zum Knuddeln, zum Fürchten und vor allem zum Bestaunen. Und das oft quasi vor der Haustür.
Rumpelstrassen, chaotische Busbahnhöfe, ein viel zu lautes San Jose.
Mein von mir aufgeräumtes und neu bepflanztes Eck im Casa Verde an der Schule in Monteverde.
Und, und, und...

Nächstes Mal mach ich einiges anders. Viel weniger planen, mehr umherreisen und hoffentlich länger unterwegs sein.
Ich musste erst einmal die Erfahrung machen, wie wenig ich doch eigentlich brauche. Allerdings ist was dran an dem Spruch: auf Reisen brauchst du nur halb soviel Gepäck, aber vielleicht doppelt soviel Geld wie geplant.

Mal sehen, was die Zukunft so bringt.
















Sonntag, 22. Dezember 2013

Pura Vida!

Meine letzte Nacht in Costa Rica ist angebrochen.

Je nachdem, wie das heutige Fussballspiel - es scheint das finale Spiel der hiesigen Liga zu sein und Alahuela ist einer der Finalisten - kann es eine laute Nacht werden. Das Land ist fussballverrückt.

Ein wunderschönes Wochenende zum Abschied war das.
Bei strahlendem Sonnenschein wanderten wir auf wilden Pfaden unterhalb des Vulkan Poas ziellos durch die von Kaffeeplantagen geprägte Landschaft. Sicher hat kein Tourist dort jemals einen Fuss hingesetzt. Auch die ziemlich morsch aussehende, wacklige Hängebrücke war nicht massentauglich. Aber genau das wollten wir: nicht irgendwo eine organisierte Tour machen oder Eintritt bezahlen, sondern einfach durch die Gegend wandern.
Eingekehrt sind wir in einem urigen Soda. Ein Soda ist ein einfaches Lokal mit günstigen einheimischen Gerichten. Und dieses war aus Holz, sah aus wie eine Berghütte. Gekocht wurde auf einem Holzofen. Genau so etwas bekommt man an den Touristenplätzen nicht zu sehen.

Auch heute entdeckten wir einen paradiesischen Platz - keine Übertreibung. Wir fuhren wieder mit dem Bus Richtung Berge, wanderten ein wenig rum. Die Gegend sieht hier ein wenig wie die Toskana aus. Mit Kaffeepflanzen statt Weinreben halt. Wir kehrten in einem kleinen Lokal mit schöner Aussicht ein, kamen mit der Bedienung ins Gespräch. Die junge Frau wies uns auf einen "geheimen" Weg zu einem nahen Wasserfall hin.
Der Weg dorthin war abenteuerlich: einen Bach durchqueren, über schmale Steinbrüstungen balancieren, sich irgendwie bergab hangeln. Daheim würde ich feige umkehren...
Aber der Wasserfall! Sah aus wie im Film. Glasklares, sauberes Wasser. Im Becken unterhalb vergnügten sich Familien mit ihren Kindern. Die Jungs sprangen todesmutig von den Felsen - verrückte Kerle.

Ein schöner Abschluss meiner 11 1/2 Wochen.

Ich wollte eigentlich hier noch so eine Art Fazit ziehen, doch es ist wie immer keine Zeit. Ich muss noch packen, mein Zeug sortieren, Katzen streicheln.
Das mach ich dann daheim, wenn ich wieder richtig angekommen bin.

Es war auf jeden Fall eine grossartige Zeit, mit prägenden Erlebnissen und neuen Erfahrungen. Ich habe nicht nur ein neues Land, sondern auch Unbekanntes und Erstaunliches in mir entdeckt.

Gracias, Costa Rica!

Pura Vida.



Donnerstag, 19. Dezember 2013

das Ende naht

Der dritte grosse Abschnitt der Reise ist vorbei.

Vorgestern war der letzte Tag in der Tierstation. Unglücklicherweise war es ein Touristentag. Das bedeutet immer Stress für die Tiere, der Tagesablauf ist auf den Kopf gestellt. Und du als Voluntär stehst da, mit einem Affen auf der Schulter oder einem Faultier im Arm und darfst dich fotografieren lassen.

So viel ist vorgefallen die letzten Tage. Einer der beiden Kapuzineraffen ist ausgebüxt. Ausgerechnet Simona, die Kleptomanin. Sie hat auf ihrem Streifzug durch die Zimmer eine Zahnbürste und Kondome mitgehen lassen. Aus der Küche klaute sie eine Zwiebel, die sie tatsächlich schälte und verspeiste. Während sie ungerührt auf uns, die wir verzweifelt versuchten, sie herunterzulocken, herabblickte.
Mit einem in glänzendem Papier verpackten Keks liess sie sich dann einfangen.

Einen flugunfähigen Fregattvogel nahmen wir auf. Leider ist er nach zwei Tagen dem Eichhörnchen über den Regenbogen gefolgt...
Eine Babyeule wurde abgegeben, ein putzikleines, schweinenasiges Zweifinger-Faultierbaby mutterlos aufgefunden. Das kommt vielleicht im deutschen Fernsehen, KIKA war da und hat gefilmt.
Ich habe drei junge Faultiere an ein Holzgestell gehängt und den Babysitter gemacht. Ist nicht so entspannt, wie ich dachte. Einer der grünen Papgeien ist auf mich losgegangen und hat mir eine Narbe als Erinnerung hinterlassen.
Mit einem Kinkajou habe ich unfreiwillig gekuschelt. Beim Reinigen des Käfigs wachte einer der beiden auf, stürzte sich begeistert  auf mich und kroch unter mein Hemd. Dort wuselte er rauf und runter und einmal rum auf den Rücken und wieder zurück und Hosentaschen durchsuchen. Ich stand nur da und musste lachen. Dann legte ich einen Striptease hin, knöpfte mein Hemd auf und tanzte vor seiner Schlafröhre rum, um in dort rein zu bugsieren.
Was mir auch gelang. Gott sei Dank wachte der zweite nicht auf. Es gab Leute, die hatten beide unterm Shirt...

Nachdem es viel geregnet hatte, sind wir abends losgezogen und auf Tiersuche gegangen. Nachdem wir ja mitten im Dschungel hausten, wurden wir gleich hinter dem Haus fündig: Rotaugen-Laubfrösche haben wir gesehen. Ganz kleine Frösche, kaum grösser als ein Fingernagel. Eine Schildkröte, Kröten, ein paar leuchtende Augen in einem Baum - vielleicht ein Opossum? Das ganze begleitet von einem fast ohrenbetäubenden Quak- und Zirpkonzert.

Und Moskitos.... viele Moskitos. Wenn einen die nicht stechen, beissen einen die Ameisen. Costa Rica ist wirklich reich an Tieren aller Art.

Nach dem schweren Abschied von den Viecherln gingen wir auf ein letztes Bier zu Peter's, einem Nachbarn, der eine Art Flüsterkneipe betreibt. Ich denke zwar, es ist eine legale Angelegenheit, aber es wirkt so verrucht. Du stehst vor dem Holzgatter, rufst seinen Namen und er sperrt auf. Peter verkauft nicht nur Bier und Guaro (eine lokale Rum-Art), sondern stellt auch Eis her. Und was für eins. Das  Kokoseis, das man aus einem Plastikbeutel zuzelt, schmeckt sensationell.

Mit dem Bus um 6Uhr morgens verliessen wir zu zweit das regnerische Moin und machten uns ein weiteres Mal nach Cahuita auf.

Da sitze ich jetzt auf der kleinen Veranda vor unserm Zimmer, grüne Papageien machen einen Höllenlärm, ein Faultier hängt im Mangobaum 10m von uns entfernt.
Vor mir ein Bier aus Nicaragua (man muss Neues ausprobieren auf Reisen...), und mit gemischten Gefühlen denke ich an die baldige Heimreise.

Morgen gehts nach Alahuela, der letzten Station. Bis Sonntag verbringe die Zeit dort mit einer Freundin aus San Jose.

Pura Vida.

Freitag, 6. Dezember 2013

Zeit - ein ewiges Rätsel

Es ist 0.02Uhr.
Ich sitze auf der Veranda vor meinem Hotelzimmer in Puerto Viejo, randvoll mit gutem Essen und Piña Coladas. Über mir Sternenhimmel und ein sichelförmiger Mond.
Wie geplant, habe ich zusammen mit einer anderen Freiwilligen Mutterurlaub genommen.
Zwei Tage ohne Pee und Poo auf der Kleidung und in den Haaren. Und zwei Tage ohne den Rest der Gruppe und der doch manchmal angespannten Situation in der Auffangstation.

Denn auch hier ist die Welt nicht so ganz in Ordnung. Ohne genauer daruf eingehen zu wollen: wenn mich jemand fragte, ob ich den Platz weiterempfehlen würde, wäre meine Antwort: eher nein.
Natürlich ist es toll, ganz selbstverständlich mit einem Affen auf dem Kopf herumzuspazieren, Papageien zu füttern und ein junges Faultier zu sitten.

Doch die Organisation des ganzen, die merkwürdigen Besitzer, die nicht vorhandene Fachkompetenz und einiges andere geben der Sache einen etwas faden Beigeschmack.
Es schleicht sich der Verdacht ein, dass es weniger um die Tiere und deren möglicher  Auswilderung, sondern einfach nur ums Geld verdienen geht.

Wenn ich mehr Abstand habe, werde ich die Erlebnisse reflektieren und genauer analysieren. Aber momentan denke ich so.

Zeit ist aber das heutige Thema. Nur noch zweieinhalb Wochen, dann sind die drei Monate um. Unfassbar. Kann doch nicht sein.

Auch der Tag heute rann wie Sand durch die Finger. Um 9Uhr kamen wir hier an, gingen erst einmal Frühstücken, dann auf Zimmersuche. Anschliessend Ortsbegehung, Strand und Wasserplantschen. Und nach einem leichten Mittagessen war es bereits weit nach 3Uhr und wir mussten noch vor dem Abendessen Kaffeetrinken und Eisessen.
Der "caribbean Lifestyle" kann ganz schön anstrengend sein. Zudem wir ja auch nicht die Happy Hour verpassen durften, die wohlverdienten Piña Coladas warteten.

Es ist schön, wenn man - zumindest zu diesem Zeitpunkt - keine anderen Probleme hat!

Denke ich daran, was denn danach auf mich zukommen wird? Manchmal, ja. Aber nie für lange Zeit. Ich lebe wirklich für den Augenblick, sammle Eindrücke, freue mich nach wie vor über jeden Schmetterling, über gutes Essen, gute Gespräche.
Und ich merke, wie ich zunehmend mutiger werde, neuen Situationen und Aufgaben nicht länger ängstlich gegenüber stehe, sondern die Sachen einfach anpacke.

Diese Reise hat mich vor allem zwei Dinge gelehrt:
1. Angst ist ein schlechter Lebensbegleiter.
2. die beste, nachhaltigste Sicherheit im Leben muss aus dir selbst kommen.

Ui, ui, ui - Bettgehzeit ist längst überschritten...

Pura Vida (und trink jemand einen Glühwein für mich mit?)



Montag, 2. Dezember 2013

die drei P's

Wir haben doppelten Brüllaffen-Zuwachs bekommen: ein Baby, erst ein paar Wochen alt und einen etwas grösseren, vielleicht so drei Monate alt. Beide wurden mutterlos aufgefunden und zu uns gebracht.
Zuerst gab es keine Probleme, die beiden entwickelten sich gut. Und dann: Durchfall!
Mowgli, der dritte kleine Brüllaffe, hat sich auch angesteckt.
So ist das halt mit Kindern. Jetzt braucht jeder kleine Kerl einen eigenen Babysitter, der auch darauf achten muss, dass sie untereinander keinen Kontakt aufnehmen. Wir Mütter sind also ständig am hinterherrennen und einfangen.
Morgens, wenn sie aus den Käfigen geholt werden, fällt der erste erwartungsvolle Blick aufs Poo: ist es noch flüssig, ist die Konsistenz schon fester?
Das zweite P steht für Pee: es ist ein guter Tag, wenn KEIN Pee auf einem gelandet ist. Man merkt manchmal, wenn sie runter vom Kopf oder Schoss wollen. Dann hocken sie sich brav auf die Stuhlstange und machen Pipi.
"P"  Nummer drei landete auf meinem Kopf. Wim, einer der Kapuzineraffen, litt an Reiseübelkeit, als ich ihn, auf meinem Kopf hockend, zum Butterfly-Garden transportierte. Halbverdaute Banane glitt mein Haar herab...

Ich kann nur sagen: die abendliche Dusche, auch wenn sie wegen Problemen mit der Wasserversorgung manchmal im Freien stattfinden muss, ist pures Vergnügen.

Aber es gibt auch traurige Ereignisse: Piña, das Eichhörnchen, ist an einer Infektion gestorben. Sie war so ein munteres kleines Ding und die Erste, der ich Futter gebrachte hatte. Sie ging über den Regenbogen...

Gebissen wurde ich auch schon: heute von einem der grünen Papageien, als ich in den Käfig ging und Futter hinstellte. Ich dachte, ich komm nicht lebend raus, der hat mich (zum ersten Mal) richtig attakiert. Julio, einer der Helfer, hat mich dann befreit.
Auch einer der grösseren Brüllaffen hat mich in den Arm gebissen. Aber nicht sooo fest. War auch mein Fehler, ich habe ihn falsch angefasst.

Am Wochenende wurde auf dem Gelände gefilmt. Eine kanadische Sendung, die Kindern Wünsche erfüllt, machte mit einem Jungen und seiner Mutter einen Vormittag lang Aufnahmen. Kind mit Affe auf dem Kopf, Kind mit Faultier im Arm.

DAS fehlt mir bis jetzt noch, Babysitten der jungen Faultiere. Ein ruhiger Job. Du hängst den Kerle an einen kleinen Baum mit Ast und holst ihn wieder runter, wenn er oben angekommen ist...

Morgen kommt eien Touristengruppe, die durch die Anlage geführt wird. Es sind Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes. Solche Aktionen stellen den ganzen Tagesablauf auf den Kopf und sind stressig für die Tiere. Aber es bedeutet halt auch dringend benötigte Einnahmen.

So, die Zeit ist schon wieder rum. Demnächst habe ich zwei Tage frei und fahre mit einer "Kollegin" nach Puerto Viejo. Schnorcheln, fein Essen und Piña Coladas sind angesagt. Kein Pee, Poo oder Puke - nur pures karibisches Feeling!

Pura Vida!

Montag, 25. November 2013

und was hab ich bisher gemacht und erlebt?

Heute zum Beispiel war ich vormittags Babysitter für den Brüllaffen namens Cupido. Ich musste aufs Klo, fand momentan keine Ersatzmami. Bin dann einfach mit Cupido auf dem Kopf auf die Toilette. Das funktioniert! Bild wird es davon als Beweis aber nicht geben...

Vorgestern wurde ein kleiner Brüllaffe gebracht. Der kleine Kerl wurde in der Nähe gefunden, ist erst ein paar Wochen alt. Aber er macht sich gut und wird von seiner Ersatzmama hingebungsvoll betreut.

Nach dem ersten Mal Affenbabysitten war ich im wahrsten Sinne des Wortes angepisst und bin danach sofort unter die Dusche, habe das Abendessen dafür sausen lassen. Jetzt bin ich zwar auch nicht begeistert, wenn es passiert, aber es stört mich nicht weiter, wenn ich so beim Essen sitze. Die anderen sehen genauso aus.

Die Kapuzineräffin Simone liebt Fussmassagen und ist Kleptomanin. Sie untersucht gründlichst alle Hosentaschen und klaut, was das Zeug hält. Ihr Gefährte Wim bohrt einem gern in den Ohren rum und untersucht die Zähne, wenn man den Mund öffnet.

Oje, es ist schon wieder Zeit für den Bus. Schade, dass es kein Internet in der Anlage gibt, es gäbe sooo viel zu berichten.

Pura Vida.





ein ganz normaler Tag

*6.30Uhr aufstehen, Zähne putzen
*7.00Uhr Frühstück
*8.00Uhr Arbeitseinteilung. Drei  bis vier Leute für die Zubereitung des Tierfutters, zwei fürs   Babysitten der vier Teenager-Brüllaffen, zwei für die Kapuzineraffen, einer für eines der Faultiere. Zwei fürs Reinigen der Käfige von Reh, grünen Papageien und Aras. Wenn mehr Volunteers vorhanden sind, gibts Sonderaufgaben wie Käfig bauen oder Wege fegen.
*12.00Uhr Mittagessen
*13.30Uhr Arbeitseinteilung für den Nachmittag, gleiche Aufgaben wie vormittags
*17Uhr Fütterung der nachtaktiven Viecherl: Eulen, Käuze, Olingo (Makibär) und Kinkajous (Wickelbär).
*18Uhr Abendessen

So die nüchternen Fakten - aber jeder Tag bringt neue Ereignisse, und oft sitzen wir da und staunen über die Dinge, die sich vor unseren Augen abspielen und wir sind mitten drin.

Pura Vida.