Sonntag, 22. Dezember 2013

Pura Vida!

Meine letzte Nacht in Costa Rica ist angebrochen.

Je nachdem, wie das heutige Fussballspiel - es scheint das finale Spiel der hiesigen Liga zu sein und Alahuela ist einer der Finalisten - kann es eine laute Nacht werden. Das Land ist fussballverrückt.

Ein wunderschönes Wochenende zum Abschied war das.
Bei strahlendem Sonnenschein wanderten wir auf wilden Pfaden unterhalb des Vulkan Poas ziellos durch die von Kaffeeplantagen geprägte Landschaft. Sicher hat kein Tourist dort jemals einen Fuss hingesetzt. Auch die ziemlich morsch aussehende, wacklige Hängebrücke war nicht massentauglich. Aber genau das wollten wir: nicht irgendwo eine organisierte Tour machen oder Eintritt bezahlen, sondern einfach durch die Gegend wandern.
Eingekehrt sind wir in einem urigen Soda. Ein Soda ist ein einfaches Lokal mit günstigen einheimischen Gerichten. Und dieses war aus Holz, sah aus wie eine Berghütte. Gekocht wurde auf einem Holzofen. Genau so etwas bekommt man an den Touristenplätzen nicht zu sehen.

Auch heute entdeckten wir einen paradiesischen Platz - keine Übertreibung. Wir fuhren wieder mit dem Bus Richtung Berge, wanderten ein wenig rum. Die Gegend sieht hier ein wenig wie die Toskana aus. Mit Kaffeepflanzen statt Weinreben halt. Wir kehrten in einem kleinen Lokal mit schöner Aussicht ein, kamen mit der Bedienung ins Gespräch. Die junge Frau wies uns auf einen "geheimen" Weg zu einem nahen Wasserfall hin.
Der Weg dorthin war abenteuerlich: einen Bach durchqueren, über schmale Steinbrüstungen balancieren, sich irgendwie bergab hangeln. Daheim würde ich feige umkehren...
Aber der Wasserfall! Sah aus wie im Film. Glasklares, sauberes Wasser. Im Becken unterhalb vergnügten sich Familien mit ihren Kindern. Die Jungs sprangen todesmutig von den Felsen - verrückte Kerle.

Ein schöner Abschluss meiner 11 1/2 Wochen.

Ich wollte eigentlich hier noch so eine Art Fazit ziehen, doch es ist wie immer keine Zeit. Ich muss noch packen, mein Zeug sortieren, Katzen streicheln.
Das mach ich dann daheim, wenn ich wieder richtig angekommen bin.

Es war auf jeden Fall eine grossartige Zeit, mit prägenden Erlebnissen und neuen Erfahrungen. Ich habe nicht nur ein neues Land, sondern auch Unbekanntes und Erstaunliches in mir entdeckt.

Gracias, Costa Rica!

Pura Vida.



Donnerstag, 19. Dezember 2013

das Ende naht

Der dritte grosse Abschnitt der Reise ist vorbei.

Vorgestern war der letzte Tag in der Tierstation. Unglücklicherweise war es ein Touristentag. Das bedeutet immer Stress für die Tiere, der Tagesablauf ist auf den Kopf gestellt. Und du als Voluntär stehst da, mit einem Affen auf der Schulter oder einem Faultier im Arm und darfst dich fotografieren lassen.

So viel ist vorgefallen die letzten Tage. Einer der beiden Kapuzineraffen ist ausgebüxt. Ausgerechnet Simona, die Kleptomanin. Sie hat auf ihrem Streifzug durch die Zimmer eine Zahnbürste und Kondome mitgehen lassen. Aus der Küche klaute sie eine Zwiebel, die sie tatsächlich schälte und verspeiste. Während sie ungerührt auf uns, die wir verzweifelt versuchten, sie herunterzulocken, herabblickte.
Mit einem in glänzendem Papier verpackten Keks liess sie sich dann einfangen.

Einen flugunfähigen Fregattvogel nahmen wir auf. Leider ist er nach zwei Tagen dem Eichhörnchen über den Regenbogen gefolgt...
Eine Babyeule wurde abgegeben, ein putzikleines, schweinenasiges Zweifinger-Faultierbaby mutterlos aufgefunden. Das kommt vielleicht im deutschen Fernsehen, KIKA war da und hat gefilmt.
Ich habe drei junge Faultiere an ein Holzgestell gehängt und den Babysitter gemacht. Ist nicht so entspannt, wie ich dachte. Einer der grünen Papgeien ist auf mich losgegangen und hat mir eine Narbe als Erinnerung hinterlassen.
Mit einem Kinkajou habe ich unfreiwillig gekuschelt. Beim Reinigen des Käfigs wachte einer der beiden auf, stürzte sich begeistert  auf mich und kroch unter mein Hemd. Dort wuselte er rauf und runter und einmal rum auf den Rücken und wieder zurück und Hosentaschen durchsuchen. Ich stand nur da und musste lachen. Dann legte ich einen Striptease hin, knöpfte mein Hemd auf und tanzte vor seiner Schlafröhre rum, um in dort rein zu bugsieren.
Was mir auch gelang. Gott sei Dank wachte der zweite nicht auf. Es gab Leute, die hatten beide unterm Shirt...

Nachdem es viel geregnet hatte, sind wir abends losgezogen und auf Tiersuche gegangen. Nachdem wir ja mitten im Dschungel hausten, wurden wir gleich hinter dem Haus fündig: Rotaugen-Laubfrösche haben wir gesehen. Ganz kleine Frösche, kaum grösser als ein Fingernagel. Eine Schildkröte, Kröten, ein paar leuchtende Augen in einem Baum - vielleicht ein Opossum? Das ganze begleitet von einem fast ohrenbetäubenden Quak- und Zirpkonzert.

Und Moskitos.... viele Moskitos. Wenn einen die nicht stechen, beissen einen die Ameisen. Costa Rica ist wirklich reich an Tieren aller Art.

Nach dem schweren Abschied von den Viecherln gingen wir auf ein letztes Bier zu Peter's, einem Nachbarn, der eine Art Flüsterkneipe betreibt. Ich denke zwar, es ist eine legale Angelegenheit, aber es wirkt so verrucht. Du stehst vor dem Holzgatter, rufst seinen Namen und er sperrt auf. Peter verkauft nicht nur Bier und Guaro (eine lokale Rum-Art), sondern stellt auch Eis her. Und was für eins. Das  Kokoseis, das man aus einem Plastikbeutel zuzelt, schmeckt sensationell.

Mit dem Bus um 6Uhr morgens verliessen wir zu zweit das regnerische Moin und machten uns ein weiteres Mal nach Cahuita auf.

Da sitze ich jetzt auf der kleinen Veranda vor unserm Zimmer, grüne Papageien machen einen Höllenlärm, ein Faultier hängt im Mangobaum 10m von uns entfernt.
Vor mir ein Bier aus Nicaragua (man muss Neues ausprobieren auf Reisen...), und mit gemischten Gefühlen denke ich an die baldige Heimreise.

Morgen gehts nach Alahuela, der letzten Station. Bis Sonntag verbringe die Zeit dort mit einer Freundin aus San Jose.

Pura Vida.

Freitag, 6. Dezember 2013

Zeit - ein ewiges Rätsel

Es ist 0.02Uhr.
Ich sitze auf der Veranda vor meinem Hotelzimmer in Puerto Viejo, randvoll mit gutem Essen und Piña Coladas. Über mir Sternenhimmel und ein sichelförmiger Mond.
Wie geplant, habe ich zusammen mit einer anderen Freiwilligen Mutterurlaub genommen.
Zwei Tage ohne Pee und Poo auf der Kleidung und in den Haaren. Und zwei Tage ohne den Rest der Gruppe und der doch manchmal angespannten Situation in der Auffangstation.

Denn auch hier ist die Welt nicht so ganz in Ordnung. Ohne genauer daruf eingehen zu wollen: wenn mich jemand fragte, ob ich den Platz weiterempfehlen würde, wäre meine Antwort: eher nein.
Natürlich ist es toll, ganz selbstverständlich mit einem Affen auf dem Kopf herumzuspazieren, Papageien zu füttern und ein junges Faultier zu sitten.

Doch die Organisation des ganzen, die merkwürdigen Besitzer, die nicht vorhandene Fachkompetenz und einiges andere geben der Sache einen etwas faden Beigeschmack.
Es schleicht sich der Verdacht ein, dass es weniger um die Tiere und deren möglicher  Auswilderung, sondern einfach nur ums Geld verdienen geht.

Wenn ich mehr Abstand habe, werde ich die Erlebnisse reflektieren und genauer analysieren. Aber momentan denke ich so.

Zeit ist aber das heutige Thema. Nur noch zweieinhalb Wochen, dann sind die drei Monate um. Unfassbar. Kann doch nicht sein.

Auch der Tag heute rann wie Sand durch die Finger. Um 9Uhr kamen wir hier an, gingen erst einmal Frühstücken, dann auf Zimmersuche. Anschliessend Ortsbegehung, Strand und Wasserplantschen. Und nach einem leichten Mittagessen war es bereits weit nach 3Uhr und wir mussten noch vor dem Abendessen Kaffeetrinken und Eisessen.
Der "caribbean Lifestyle" kann ganz schön anstrengend sein. Zudem wir ja auch nicht die Happy Hour verpassen durften, die wohlverdienten Piña Coladas warteten.

Es ist schön, wenn man - zumindest zu diesem Zeitpunkt - keine anderen Probleme hat!

Denke ich daran, was denn danach auf mich zukommen wird? Manchmal, ja. Aber nie für lange Zeit. Ich lebe wirklich für den Augenblick, sammle Eindrücke, freue mich nach wie vor über jeden Schmetterling, über gutes Essen, gute Gespräche.
Und ich merke, wie ich zunehmend mutiger werde, neuen Situationen und Aufgaben nicht länger ängstlich gegenüber stehe, sondern die Sachen einfach anpacke.

Diese Reise hat mich vor allem zwei Dinge gelehrt:
1. Angst ist ein schlechter Lebensbegleiter.
2. die beste, nachhaltigste Sicherheit im Leben muss aus dir selbst kommen.

Ui, ui, ui - Bettgehzeit ist längst überschritten...

Pura Vida (und trink jemand einen Glühwein für mich mit?)



Montag, 2. Dezember 2013

die drei P's

Wir haben doppelten Brüllaffen-Zuwachs bekommen: ein Baby, erst ein paar Wochen alt und einen etwas grösseren, vielleicht so drei Monate alt. Beide wurden mutterlos aufgefunden und zu uns gebracht.
Zuerst gab es keine Probleme, die beiden entwickelten sich gut. Und dann: Durchfall!
Mowgli, der dritte kleine Brüllaffe, hat sich auch angesteckt.
So ist das halt mit Kindern. Jetzt braucht jeder kleine Kerl einen eigenen Babysitter, der auch darauf achten muss, dass sie untereinander keinen Kontakt aufnehmen. Wir Mütter sind also ständig am hinterherrennen und einfangen.
Morgens, wenn sie aus den Käfigen geholt werden, fällt der erste erwartungsvolle Blick aufs Poo: ist es noch flüssig, ist die Konsistenz schon fester?
Das zweite P steht für Pee: es ist ein guter Tag, wenn KEIN Pee auf einem gelandet ist. Man merkt manchmal, wenn sie runter vom Kopf oder Schoss wollen. Dann hocken sie sich brav auf die Stuhlstange und machen Pipi.
"P"  Nummer drei landete auf meinem Kopf. Wim, einer der Kapuzineraffen, litt an Reiseübelkeit, als ich ihn, auf meinem Kopf hockend, zum Butterfly-Garden transportierte. Halbverdaute Banane glitt mein Haar herab...

Ich kann nur sagen: die abendliche Dusche, auch wenn sie wegen Problemen mit der Wasserversorgung manchmal im Freien stattfinden muss, ist pures Vergnügen.

Aber es gibt auch traurige Ereignisse: Piña, das Eichhörnchen, ist an einer Infektion gestorben. Sie war so ein munteres kleines Ding und die Erste, der ich Futter gebrachte hatte. Sie ging über den Regenbogen...

Gebissen wurde ich auch schon: heute von einem der grünen Papageien, als ich in den Käfig ging und Futter hinstellte. Ich dachte, ich komm nicht lebend raus, der hat mich (zum ersten Mal) richtig attakiert. Julio, einer der Helfer, hat mich dann befreit.
Auch einer der grösseren Brüllaffen hat mich in den Arm gebissen. Aber nicht sooo fest. War auch mein Fehler, ich habe ihn falsch angefasst.

Am Wochenende wurde auf dem Gelände gefilmt. Eine kanadische Sendung, die Kindern Wünsche erfüllt, machte mit einem Jungen und seiner Mutter einen Vormittag lang Aufnahmen. Kind mit Affe auf dem Kopf, Kind mit Faultier im Arm.

DAS fehlt mir bis jetzt noch, Babysitten der jungen Faultiere. Ein ruhiger Job. Du hängst den Kerle an einen kleinen Baum mit Ast und holst ihn wieder runter, wenn er oben angekommen ist...

Morgen kommt eien Touristengruppe, die durch die Anlage geführt wird. Es sind Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes. Solche Aktionen stellen den ganzen Tagesablauf auf den Kopf und sind stressig für die Tiere. Aber es bedeutet halt auch dringend benötigte Einnahmen.

So, die Zeit ist schon wieder rum. Demnächst habe ich zwei Tage frei und fahre mit einer "Kollegin" nach Puerto Viejo. Schnorcheln, fein Essen und Piña Coladas sind angesagt. Kein Pee, Poo oder Puke - nur pures karibisches Feeling!

Pura Vida!

Montag, 25. November 2013

und was hab ich bisher gemacht und erlebt?

Heute zum Beispiel war ich vormittags Babysitter für den Brüllaffen namens Cupido. Ich musste aufs Klo, fand momentan keine Ersatzmami. Bin dann einfach mit Cupido auf dem Kopf auf die Toilette. Das funktioniert! Bild wird es davon als Beweis aber nicht geben...

Vorgestern wurde ein kleiner Brüllaffe gebracht. Der kleine Kerl wurde in der Nähe gefunden, ist erst ein paar Wochen alt. Aber er macht sich gut und wird von seiner Ersatzmama hingebungsvoll betreut.

Nach dem ersten Mal Affenbabysitten war ich im wahrsten Sinne des Wortes angepisst und bin danach sofort unter die Dusche, habe das Abendessen dafür sausen lassen. Jetzt bin ich zwar auch nicht begeistert, wenn es passiert, aber es stört mich nicht weiter, wenn ich so beim Essen sitze. Die anderen sehen genauso aus.

Die Kapuzineräffin Simone liebt Fussmassagen und ist Kleptomanin. Sie untersucht gründlichst alle Hosentaschen und klaut, was das Zeug hält. Ihr Gefährte Wim bohrt einem gern in den Ohren rum und untersucht die Zähne, wenn man den Mund öffnet.

Oje, es ist schon wieder Zeit für den Bus. Schade, dass es kein Internet in der Anlage gibt, es gäbe sooo viel zu berichten.

Pura Vida.





ein ganz normaler Tag

*6.30Uhr aufstehen, Zähne putzen
*7.00Uhr Frühstück
*8.00Uhr Arbeitseinteilung. Drei  bis vier Leute für die Zubereitung des Tierfutters, zwei fürs   Babysitten der vier Teenager-Brüllaffen, zwei für die Kapuzineraffen, einer für eines der Faultiere. Zwei fürs Reinigen der Käfige von Reh, grünen Papageien und Aras. Wenn mehr Volunteers vorhanden sind, gibts Sonderaufgaben wie Käfig bauen oder Wege fegen.
*12.00Uhr Mittagessen
*13.30Uhr Arbeitseinteilung für den Nachmittag, gleiche Aufgaben wie vormittags
*17Uhr Fütterung der nachtaktiven Viecherl: Eulen, Käuze, Olingo (Makibär) und Kinkajous (Wickelbär).
*18Uhr Abendessen

So die nüchternen Fakten - aber jeder Tag bringt neue Ereignisse, und oft sitzen wir da und staunen über die Dinge, die sich vor unseren Augen abspielen und wir sind mitten drin.

Pura Vida.




Montag, 18. November 2013

Affe im Haar und vom Tukan gekniffen

Wirklich wahr!
Das alles beim ersten Rundgang durch die Anlage.

Affen gibt es hier, Faultiere mit Jungen, Aras, Eulen, Tukane, Eichhörnchen, ein Reh, einen Leguan....

Pablo, der für die Volunteers zuständig ist, wird von einer Kapuzineraffendame sehr geliebt. Und als er mit mir im Schlepptau ankam, gab es eben den Eifersuchtsanfall. Dieses kleine Biest verkrallte sich in meinen Haaren und liess sich nur mit vereinten Kräften entfernen.

Der Tukan kniff mich in den Knöchel. Das passierte allerdings beim Babysitten der kleinen Brüllaffen, war also nicht so schlimm.
Hier läuft man tatsächlich mit einem (oder auch mehreren ) Affen auf dem Kopf durch die Anlage - das gehört zum Babysitten!

Mehr Geschichten das nächste Mal, wir müssen den Bus zurück erwischen...

Pura Vida!

eiskalt durch die Bananenrepublik

Ich bin heil in der Tierstation angekommen, alles hat reibungslos geklappt!
Busfahren bleibt immer noch ein kleines Abenteuer.

Während der 3-stündigen Fahrt nach Limon war ich heilfroh, mit Socken, Turnschuhen, langärmeligem Hemd, Halstuch und Fleecejacke ausgestattet zu sein. 17ºC - so die Anzeige im Bus. Gefühlte 10ºC meiner Meinung nach.

Wir fuhren durch grünen Wald, über grosse und kleine Flüsse, immer auf Autobahn-ähnlicher Strasse. So ca. 20km vor Limon wurde es dann flach und man sah nichts als Bananenpflanzen. Und dazwischen Containerplätze für die Bananenlaster. Ich möchte nicht wissen, wieviel Gift hier versprüht wird, wie die Umwelt hier leidet.
Das ist die andere Wirtschaftsseite Costa Ricas, vom Tourismus allein kann man halt nicht leben.

Im "gefährlichen" Limon angekommen, wurde mir gleich freundlich weitergeholfen und ich konnte beruhigt auf meinen nächsten Bus warten.
Der brauchte eine halbe Stunde bis zur Tierstation, die auch gleichzeitig Endstation ist und somit am Ende der Welt liegt. Wenn auch am Strand...

Das nächste Abenteuer kann beginnen!

Pura Vida!


Samstag, 16. November 2013

Abschied und Zwischenstation

Gestern habe ich also meine Abschiedsrunde in Monteverde gedreht.
Einen letzten Batido im Tree House getrunken, ein letztes Mal bei Vitosi im Drogeriemarkt eingekauft, in der kleinen Panaderia (Bäckerei) zwischen Santa Elena und Monteverde Kuchen und Teilchen für den Kaffeeklatsch in meiner Schule besorgt.

Dort versammelte sich ein Grossteil der Belegschaft in der Schulküche, es wurde Eisfrappé gemixt, zusammen mit meinem Kuchen wurden Cracker mit Käsecreme aufgetischt - lecker.
Neben einer Abschieds- und Dankesrede erhielt ich dann ein Poster und ein T-Shirt der Cloud Forest School.
Ich sei hier jederzeit willkommen und Arbeit gäbe es genug für mich - im Heilpflanzengarten dürfte ich wegen meiner Allergie zwar nicht arbeiten, aber ich könnte ja malern! Letzteres kam von Milton, meinem Jefe, mit einem Augenzwinkern. Er weiss ganz genau, wie sehr ich diese Arbeit verabscheue.

Adios, Escuela, Casa Verde, Zwiebelpflänzchen, Würgefeigen, Wege und Pfade - es war eine schöne, erfüllte Zeit hier.

Ein letztes Abendessen mit meiner Familie, ein letzter Schmuser mit Hund und Katz. "Letzte Male"... *seufz*

Jetzt sitze ich in meiner ersten Bude bei Marlene. San Jose ist unverändert laut und voller Menschen. Ich bin froh, wenn ich morgen wieder aufs Land darf.
Die Fahrkarte nach Limon ist schon gekauft, die genauen Anweisungen, wie ich zu der Tierauffangstation gelange, griffbereit.

Ich freue mich auf die neuen Aufgaben, auf das Meer und die "Negrrrros", wie Xeoni sie immer betont erwähnt hat. Die an der Karibikküste lebenden Schwarzen (ist das der politisch korrekte Ausdruck???) pflegen wohl einen etwas lässigeren Lebensstil, den die "richtigen" Ticos gleichzeitig faszinierend und etwas abstossend finden. So jedenfalls mein Eindruck, wann immer das Gespräch auf meinen Aufenthalt dort kam.
Bin ja schon sehr gespannt.

In den nächsten Wochen können die Berichte spärlicher ausfallen, in der Station gibt es keinen Internetzugang. Wann immer ich aber in ein Internet-Cafe gelange, wird alles nachgeholt!

Pura Vida!

Freitag, 15. November 2013

zu Fuß, auf dem Pferd, per Boot

Als ich vorgestern in La Fortuna ankam, habe ich in einem Anfall von Tatendrang gleich drei Touren gebucht. Ich hab ja Urlaub, da darf das sein...

Die Fahrt von Monteverde führte über die dort üblichen Rumpelstrassen durch wunderschöne Hügellandschaft. Am Arenalsee angekommen, steigt man ins Boot und setzt über auf die südöstliche Uferseite. Die Überfahrt ist sehr entspannend und man kann Wasservögel beobachten.

Am Ufer angekommen, ging es mit dem Taxi zu den einzelnen Unterkünften der Mitfahrer. Und das auf einer richtig luxuriösen Strasse.

La Fortuna ist ein kleines Touristen-Städtchen, nicht besonders hübsch, hat jedoch einen netten Stadtpark. Es gibt die üblichen Souveniershops, und zum Essen und Amüsieren findet jederman was Passendes.

Mein Hostel hielt, was die Internetseite versprach und ich machte es mir erstmal im Garten gemütlich. Vor den Zimmern standen Schaukelstühle, Hängematten luden ebenfalls ein...
Nach einem feinen Abendessen ging ich früh schlafen, schliesslich ging es am nächsten Morgen um 8Uhr los zum Vulkan.

Die Tourbeschreibung hätte ich mal genauer lesen sollen. Das hatte nichts mit einer Vulkanbesteigung zu tun, sondern war ein Spaziergang mit Tierbeobachtung in der Ebene unterhalb des Vulkans. War aber trotzdem schön. Tukane, Falken, eine unscheinbare, gut getarnte kleine Schlange, die tödlich gifitg ist und allerlei Eidechsen bekamen wir zu sehen. Und Moskitos zu spüren. In La Fortuna ist es richtig schwülwarm, tropisch halt. Monteverde mit den kühlen Nächten und den kaum vorhandenen Moskitos hat mich doch sehr verwöhnt.

Nach einer Pause und Mittagessen fuhr ich dann zum nächsten Ereignis: reiten!
Ich weiss nicht, was mich geritten hat, als ich das buchte! Ich bin zuletzt vor 35 Jahren mal länger auf einem Pferd gesessen, mit sehr bescheidenem Erfolg. Doch hier habe ich immer wieder kleine Reitgruppen gesehen und ich dachte: was für eine schöne Art, das Land kennenzulernen...
Also rauf auf das Pferd (ohne Hilfestellung!) und ab ins Gelände.
Ich hatte einen Guide für mich allein. Der meinte wohl, ich müsste etwas geboten bekommen und trieb meinen hübschen Nautillo zu einer schnelleren Gangart an. Hilfe!
Ich hab bestimmt ausgesehen wie ein grössenwahnsinniger Sancho Pansa, der einfach nicht auf ein Pferd gehört. Ich plumste unschön auf und nieder, versuchte gleichzeitig zu bremsen, zu lenken und mich festzuhalten. Und das im Regen, bekleidet mit einem Plastikponcho und einem blauen Helm, darunter meine hochrote Birne - gut, dass ich meine Eitelkeit zu Hause gelassen habe!

Als ich den jungen Mann davon überzeugt hatte, ich wolle es wirklich ganz ruhig und keinesfalls übers Schritttempo hinausgehend, war ich relativ entspannt und konnte den Ritt geniessen.
Das Ziel war ein Wasserfall. Den man aber nur zu Fuss erreichen kann. Nach dem Absteigen (wieder ohne Hilfe und sogar ohne Panne!) zitterten mir die Knie. Ist doch ganz schön anstrengend, auf einem Pferd zu sitzen!
Viele Treppenstufen ging es zum Wasserfall hinab. Sehr viele. Und über eine wackelige kleine Hängebrücke. Doch es lohnte sich, dort war es einmalig schön. Wer will, kann eine andere Route nehmen und unterhalb des Wasserfalls sogar baden. Ich entschied mich nur fürs Gucken.
Ich keuchte dann wieder rauf Richtung Pferd, und auf dem Rückweg hatte ich das schon erwähnte Glückserlebnis...

Mit Natalie, die ich auf der Vormittagstour kennengelernt hatte, liess ich dann den Tag an der Bar des Hostels ausklingen.

Am nächsten Morgen um 7Uhr Abmarsch zum Kanufahren! Es war Gott sei Dank kein Kanu, sondern ein grosses Schlauchboot, dass ich mir allein mit meinem Guide teilen durfte. Ich bekam zwar ein Paddel in die Hand, musste aber nix tun. Durfte die ruhige Fahrt in der Kühle des Morgens geniessen.
Vorbei an riesigen Bambusstangen, durch eine Allee verschiedenster Bäume, von denen Spanisches Moos und Lianen ins Wasser ragten. Eisvögel bekam ich zu sehen und ganz nah über mir turnende Kappuzineraffen. Des weiteren streitende Brüllaffen, ein Smaragd-Leguan, der aussieht wie ein kleiner grüner Drache. An einem Baumstamm hängend eine Gruppe von putzigen kleinen Fledermäusen. Und ein prächtiger blauroter Trogon flog vorbei.

Sowas mag ich.

Wieder an Land gab es ein einfaches, aber umso besseres Frühstück, bestehend aus knusprigen Maistortillas mit Sauerrahm und Käse. Und Kaffee natürlich. Und Bananenkuchen....

Die Zeit bis zur Rückfahrt (wieder mit dem Taxi-Boot-Taxi-Shuttle) vertrieb ich mir mit Souveniergucken, Ansichtskarten schreiben (das machen wohl immer weniger Leute, die Ansichtskarten sehen arg alt und verblasst aus) und einer Unterhaltung mit einem Oktoberfest-Fan aus Ohio.

Die Rückfahrt nach Monteverde verlief wie die Hinfahrt, nur dass der Arenal lange Zeit unverhüllt zu sehen war!

Pura Vida.

P.S. Ich hab mich ja schon gewundert, dass nur Manuela Kommentare schreibt. Bis ich heute mal genauer geguckt habe - jetzt kann jeder einen Kommentar hinterlassen!


Mittwoch, 13. November 2013

Glücksmomente für die Ewigkeit

Wer kann sich an Augenblicke wirklichen Glücksgefühls erinnern? An die Unfassbarkeit, daß einem dieses Gute tatsächlich passiert? An ein Gefühl, hier und jetzt ganz richtig zu sein?

Ich erinnere mich an den Augenblick, als ich in Indien mit dem Rad einen Ochsenkarren überholte und dabei Kindern am Strassenrand zuwinkte. Das war so ein Moment.

Oder als ich vergangenes Jahr im Chiemsee schwamm und ich mich so rundum gut gefühlt habe.

Heute war wieder so ein Augenblick: ich sass auf einem Pferd, vor mir tat sich der Blick über die Baumgwipfel auf die weite Ebene bis zur Karibischen See auf. Tukane flogen ganz nah an mir vorbei, und dann enfernte sich die letzte Wolke vom Gipfel des Vulkan  Arenal und er zeigte sich in seiner ganzen Schönheit.

Gracias.

Montag, 11. November 2013

der dschungeligste aller Dschungel

Heute morgen habe ich mich zu einem dreitägigen Aufenthalt in La Fortuna, der Stadt in der Nähe des hübschen und sehr aktiven Vulkans Arenal entschlossen.
Via Internet ein Zimmer für zwei Nächte in einem Hostel gebucht - das Luxusweib in mir drückte auf den "Einzelzimmer-mit-eigenem-Bad"-Knopf. Ich brauch das jetzt einfach, schliesslich stehen mir mehrere Wochen Gemeinschaftsschlafraum und -bad bevor.
Der Transport erfolgt mit Taxi-Boot-Taxi.
Statt umständlich und lange per Bus über die Landstrasse zu rumpeln, zahlt man 25$, wird an der Haustür abgeholt, zum Arenalsee gefahren, über diesen geschippert und in La Fortuna vor dem Hotel abgesetzt.
Hört sich gut an, und die Fahrt über den See muss ein Erlebnis sein. Hoffentlich regnets nicht!

Es herrscht heute nämlich lt. Oscar typisches Regenzeit-Wetter : kühl (so 19ºC), Nebelnieseln und starker Wind.
Und diesem Wind ist heute mein heissgeliebter Indiana-Jones-Hut zum Opfer gefallen.

Nach der Fixierung meines Kurztrips packte mich der Tatendrang und ich marschierte zum unbekanntesten Naturreservat Monteverdes, dem Reserva Bosque Nuboso Santa Elena.
Ja, ich bin die ca. 5km BERGAUF gegangen. Der kleine Sparfuchs setzte sich diesmal gegen das Luxusweib durch...

Drei Stunden bin ich durch wahren Dschungel gestolpert, gehüpft, gesprungen, gerutscht, gestiegen. Hier ist es viel feuchter als im Monteverde-Reservat (das war das mit dem Quetzal). Das Moos auf den Bäumen ist dichter, alles dampft und ist höllengrün.
Die Wege werden zu einem schlammigen Pfad, Tiere sind fast keine zu sehen, einige wenige Vögel geben Laut.
Unüberhörbar aber ist ein Vogel namens "Three Wattled Bell Bird" Sein Ruf hört sich an wie ein quietschendes Tor. Wirklich wahr, hört es euch auf youtube an!
An einem Aussichtspunkt versuchte ich, einen Blick auf den Arenal zu erhaschen. Der Wind pfiff mir um die Ohren, und als ich gerade daran dachte, meinen Hut festzuhalten, flog er auch schon davon. Scheibenkleister! Gefunden hab ich ihn nicht mehr, der Vulkan war auch nicht zu sehen - logisch, war ja alles wolkenverhangen.
OK, schade, aber nicht so schlimm.

Erschöpft, aber glücklich (im Wald rumstampfen hat immer den Effekt bei mir), teilte ich mir ein Taxi mit einem amerikanischen Paar und genoss die Abfahrt.
Und anschliessend das gemeinsame Bier samt Guacamole zum Ausklang eines schönen Tages.

Pura Vida!








Samstag, 9. November 2013

Nebelreissen, Schnürlregen - Novemberwetter

Heute ist ein richtiger Novembertag - mit 20ºC freilich wärmer als in der Heimat, aber schon am frühen Vormittag zog der Nebel auf.
Ich liess mich trotzdem nicht von einem Spaziergang abhalten und geriet in einem Regenguss der tropischen Art.
Waschelnass landete ich Stella's Bakery - und genehmigte mir zum Trost einen Käsekuchen mit Maracujaguss. Diese Ticos verstehen es zu backen. Die Kuchen und Gebäckteilchen schmecken einfach immer gut. Und sind nicht, wie in südlichen Landern oft der Fall, pappsüss.

Der Regenguss ging über in einen Salzburger Schnürlregen und ich nahm den Bus nach Hause.
Dort war ausnahmsweise die ganze Familie versammelt und Spielenachmittag war angesagt. Begleitet von Gesang. Das Gespräch kam nämlich irgendwie auf  Kinder- und Weihnachtslieder. Und so sangen wir spanisch, englisch, deutsch und bayerisch.

Ich habe wieder was gelernt: in Costa Rica spricht man sich auch innerhalb der Familie mit "Sie" an - ich dqchte zuerst, ich verstehe es falsch, aber nein. Das in Spanien durchaus verwendete "Du" findet hier keine Anwendung. Alle sind quasi per Sie.

Meine Hände und Unterarme heilen langsam. Es sieht nicht mehr ganz so schlimm aus und schmerzt nicht mehr.
Ich bleibe aber noch ein paar Tage in Monteverde. Ich möchte noch den Santa-Elena-Nationalpark ganz früh am Morgen besuchen - die Chance, dass es klar ist und man den Vulkan Arenal sehen kann, ist dann am grössten.
Ausserdem überlege ich, eine sog. Jeep-Boot-Jeep Tour über den Arenal-See zu machen und in der Nähe des Vulkans zu übernachten. Mal sehen...

Nachdem schon fast die Hälfte meines kleinen Abenteuers rum ist, habe ich daran gedacht, eine Zwischenbilanz zu ziehen.
Um aber nichts zu verschreien, nur ganz kurz: ES PASST.
Das Land, die Menschen hier, die Gestaltung meines Aufenthalts. Doch, ich bin froh über meine Entscheidung.
Ich freue mich auch schon auf meine nächste Aufgabe.

Pura Vida!




Freitag, 8. November 2013

Kinder, Unkraut und neue Tiere

Diesen Post hatte ich vor meiner Diagnose geschrieben, aber noch nicht veröffentlicht.


Die Zeit in Monteverde nähert sich dem Ende.
Das Unkraut bleibt.

Ich war fleissig bei der Arbeit, habe das "Casa Verde", das "Grüne Haus" auf Vordermann gebracht - Pflanzen zugeschnitten, geteilt, umgepflanzt, für Epiphyten eine neue Heimat geschaffen (hört sich professionell an, gell? Epiphyten sind Pflanzen, die auf Pflanzen wachsen, z. B. Bromelien, Tillandsien und auch Orchideen) und, und, und...
Auf Anordnung meines Chefs habe ich auch angefangen, pro forma das Gerätehaus aufzuräumen und die Sachen zu sortieren. Pro forma deswegen, weil das alles nix nutzt. Es ist soviel Gerümpel drin, das aber alles "notwendig" ist. Und wenn die Schüler Geräte zurückbringen, hängen sie es sowieso nicht an dem von mir vorgesehenen Platz.
Also werfe ich den gröbsten Müll weg und verschwinde zur nachhaltigen Arbeit an meinen Lieblingsplatz, der Huerta.
In dem terrassenartig angelegten Garten befinden sich Kräuter und Heilpflanzen sowie Gemüse. Und auch hier ist Pflege dringend notwendig. Wie überall. Es gäbe Arbeit für laaaaaange Zeit hier auf dem Schulgelände.

Die Kinder jeder Altersgruppe sind in der Gartenarbeit integriert. Sie säen, graben um, legen Wege an, ernten ihr selbst gepflanztes Gemüse, das sie dann in der Schulküche zubereiten.
Ich helfe ja ab und an beim Gartenunterricht mit. Am liebsten sind mir die Kleinen aus dem Kindergarten und der Vorschule. Sie sind mit Feuereifer bei der Sache und freuen sich über jeden Käfer und Regenwurm, den sie entdecken.
Die nächsten Altersklassen sind schwieriger im Zaum zu halten. Ihre Aufmerksamkeitsspanne ist oft sehr kurz und sie treiben dann viel Blödsinn.
Und Teenager sind einfach Teenager . Alles in allem also ganz normale Kinder hier.

Am Wochenende waren zwei Mitschülerinnen der Sprachschule aus San Jose zu Besuch. Ich habe für die beiden ein hübsches kleines Hotel inmitten der Natur gefunden. Ruhig gelegen sollte es sein, so der verständliche Wunsch der Großstadtgeschädigten. Sollte ich mal Urlaub machen in Monteverde, übernachte ich auch hier in der Cala Lodge.
Beim frühstücken mit Blick über den Nebelwald steht immer ein Fernrohr bereit. Der Besitzer war lange Führer im Nationalpark und will seinen Gästen natürlich was besonderes bieten. Und tatsächlich: zwei farbenprächtige Tukane, Exemplare wie aus dem Bilderbuch, haben wir beobachtet. Und grüne Papageien!

Es war überhaupt ein Wochenende der Papageien. Bei einer Tour mit Oscar im Curi-Cancha-Nationalpark konnten wir kleine Schwärme grüner Papageien über uns fliegen sehen. Und Pärchen, die sich liebevoll gegenseitig pflegen. Da mag man gar nicht an diese Tiere in Käfigen denken.
Wir bekamen auch einen Quetzal vor die Linse. Aber nur ganz kurz. Was hatte ich doch vor einer Woche für ein Glück!
Die Führer informieren sich ja gegenseitig immer, wenn sie etwas besonderes entdeckt haben. Und so gab es einen kleinen Menschenauflauf vor dem Quetzal. Vier Führer mir ihren Fernrohren und ihren Gästen liefen hin und her, um den besten Blick auf diese seltenen Vögel zu ermöglichen.

Das weitere Touri-Programm:
Ein Besuch des sog. Federmaus-Dschungels. Die interessanten und unterhaltsam vorgetregenen Informationen des flämischen Fledermaus-Experten hinterliessen einen nachhaltigen Eindruck bei uns. Und alle waren wir uns einig, daß wir die Tiere von nun an mit anderen Augen betrachten.
Es sind hochsozialisierte Lebensgemeinschaften, die z. B. Waisenkinder aufziehen und sogar Hebammen haben. Bestimmte Arten vertilgen bis zu 3000 Insekten pro Nacht, was ihrem eigenen Körpergewicht entspricht! Da die Fledermaus-Population weltweit sinkt, ist es kein Wunder, wenn sich durch Insekten übertragene Krankheiten immer weiter ausbreiten. Auch in Europa und USA!
Der Fledermaus-Dschungel ist eigentlich eine kleine Ausstellung mit einem angeschlossenen Raum, in dem früchtefressende Fledermäuse gehalten werden. Es befinden sich hier keine Wildfänge, sondern ehemals verletzte Tiere, die nicht mehr in die Wildnis ausgesetzt werden können. Sie bekommen aber hier Nachwuchs, bei einem Weibchen konnte man ganz deutlich die Schwangerschaft sehen.
Insektenfressende Exemplare können hier freilich nicht gehalten werden, welches menschliche Wesen wäre schon fähig, hunderttausende Tierchen zu sammeln.

Anschließend Einkehr im darüber gelegenen Cafe Cabure mit angeschlossener kleiner Schokoladenproduktion.
Und hier kamen meine beiden schweizer Schokoladen-Junkies voll auf ihre Kosten. Die cremige heiße Schokolade und die feinen Trüffelpralinen liessen sie in höchsten Tönen schwärmen. Wenn das mal keine Empfehlung ist!

Genauso schwärmten wir von dem Eis, das die Monteverde-Käsefabrik in ihrem Laden anbietet. Die Führung kann man sich sparen, wobei die Geschichte und die Bilder der Quäker, die die Fabrik in den 1950er Jahren gründeten schon interessant sind. Die anschließende Käsekostprobe war sehr interssant - die Gouda und Emmentaler schmecken hier ganz anders. Aber nicht schlecht.

Weiter im Programm mit einer Canopy-Tour im Selvatura-Nationalpark. Dort schwingt man sich mittels einer Zipline über die Baumkronen des Nebelwaldes.
Ist nichts für mich, ich wählte den Fußweg, der über acht Hängebrücken führte. Wieder bekam ich Affen zu sehen, wobei ich mir nicht sicher war, ob es Brüllaffen waren oder oder Klammeraffen. Gebrüllt hat nix...ich hätte mir ein Fernglas ausleihen sollen!
Übers ganze Gesicht strahlend kamen die beiden Schweizerinnen von ihrem Abenteuer zurück.

Der letzte Programmpunkt war eine Tour durch eine Kaffeplantage. Auch hier hatten wir wieder einen Führer, der es verstand, seine Informationen unterhaltsam rüberzubringen.
Von der kleinen Kaffeepflanze bis zur exportreifen Kaffeebohne - ein weiter Weg.
Wir bekamen auch aufgezeigt, woran die Kaffeeriesen ihr Geld verdienen. Nämlich mit der Geschichte, die sie um den Kaffee spinnen, um die oft mindere Qualität zu vertuschen. Keine Überraschung eigentlich.

Ein schönes, interessantes, aktives Wochenende endete viel zu schnell.
Jetzt werden wir uns erst in der Heimat wiedersehen. Oder vielleicht auch im nächsten Jahr in Costa Rica, da Veronika bis Juni hierbleibt, um ein Projekt für benachteiligte Familien in San Jose aufzubauen. Und da sie in der Schweiz ihren Job gekündigt hat - wer weiss, ob sie nicht noch länger bleibt.

Pura Vida!





Donnerstag, 7. November 2013

es könnte schlimmer sein

Ich schreibe dieses mit eingebundenen Händen...

Mehr als zwei Wochen hier in Monteverde waren nahezu perfekt: die Arbeit, die Gastfamilie, die ganze Umgebung hier. Das Klima, die Tiere, die Ausflüge.

Und dann durfte ich am Dienstag dieser Woche auch in meinem bevorzugten Garten, dem mit den Gemüsen, Kräutern und Heilpflanzen, arbeiten.
Aber irgendein Grünzeug war wir nicht wohlgesonnen, ich bekam einen richtig fiesen Ausschlag, der sich am Mittwoch weiter ausbreitete und vor allem meine rechte Hand richtiggehend deformiert aussehen ließ. Kein schöner Anblick!

Heute schließlich suchte ich die Klinik in Monteverde auf. Ich bekam für 90,-€ (Costa Rica ist kein Billigland!) eine Untersuchung, zwei Spritzen, Tabletten und eine Creme. Und die Aufforderung, direktes Sonnenlicht zu vermeiden (logisch), nicht mit Pflanzen in Berührung kommen (auch logisch) und keinesfalls mit Tieren arbeiten (ebenfalls logisch, aber jetzt natürlich ein Problem!).
Morgen sollte ich nach San Jose mit dem Bus, eine Nacht bei meiner ersten Gastfamilie verbringen und am Samstag morgen Richtung Limon weiterreisen.
Daraus wird jetzt nix. So wie es aussieht, werde ich mich hier in Monteverde erst einmal auskurieren. Wohnen kann ich weiter bei meiner Gastfamilie, die ich halt direkt bezahle - arbeiten kann ich ja als Gegenleistung nicht.
Mal sehen, was meine Vermittlungsstelle mir für Infos über den weiteren Ablauf gibt.

Trotz aller unglücklichen Umstände, muss ich sagen, wie gut ich mich aufgehoben fühle. Ich hatte drei Personen, die mich zur Klinik gefahren hätten, meine Familie tut alles, damit ich mich besser fühle. Kathia von der Schule und meine Ansprechpartnerin hier hat mich schließlich in die Klinik begleitet und übersetzt.

Und wer weiss: vielleicht gibt es einen verborgenen Grund für diesen verlängerten Aufenthalt hier...

Pura Vida





Montag, 28. Oktober 2013

Spinne am Morgen...

Hat sich da jemand über Kakerlaken als Haustierchen mokiert?

Meine Gastmutter kehrte heute morgen vor der Arbeit noch kurz die Garage, als sie einen Schrei loslies.

Oben am Garagentor saß eine Tarantel.
Ein prächtiges Exemplar, willkommen war sie aber nicht.

Während Xeomi (die Tochter) und ich versuchten, Hund und Katze aus der Gefahrenzone zu entfernen, wartete meine Gastmutter - jetzt ganz cool - bis sich die Spinne auf den Boden herablies, kehrte sie zusammen und trug sie über die Strasse in die Wildnis.
Vorher musste ich freilich noch ein Foto machen.

Das war Nummer 1.

Als ich in der Schule ankam (ich gehe immer zu Fuß hin, war also wieder ganz entspannt) und mein Zeug gerade verstaute, liess Dixia, eine der Sekrtärinnen, einen Schrei los.

Eine wunderschöne Korallennatter schlängelte sich am Beetrand entlang. Rot-schwarz-gelb sind ihre Farben. Lang ist war sie nicht, vielleicht so 40cm.

Ich kramte gleich nach meiner Kamera, ans Fürchten dachte ich gar nicht.
Durch die nachfolgenden Diskussionen, ob das nun die giftige Ausführung war oder nicht (hängt irgendwie mit der Abfolge der Farbzeichnung zusammen), wurde ich auch nicht klüger. Der Schlange war es egal, sie verschwand so lautlos wie sie gekommen war.

Auch eine Art, den Tag zu beginnen!

Pura Vida!

Sonntag, 27. Oktober 2013

kein Ameisenbär, ABER...

Oscar, mein Gastvater, ist freiberuflicher Führer im Nationalpark Monteverde.
Für den heutigen Sonntag hat er mich eingeladen, zusammen mit drei weiteren Touristen eine frühe Führung mitzumachen.

Der Eingang des Parks liegt auf 1500m Höhe. Heute war es sonnig, mit angenehmen 18ºC. So blieb es glücklicherweise auch während der fast 4-stündigen Führung - ideale Bedingung.
Kolibris, angelockt durch Behälter gefüllt mit Zuckerwasser, begrüßten uns. Die kleinen Kerlchen surren einem um den Kopf, eine Sorte bläulich-violett, die kleinere Art grün schimmernd. Und die können ganz schön laut zschilpen.

Schon im Eingangsbereich stellten die Führer ihre Fernrohre auf. Heute war eine Gruppe von Klammeraffen in den Baumkronen unterwegs. Hier werden sie Spider Monkeys genannt, aufgrund ihrer spinnenähnlichen Gliedmaßen. Sie wandern von Baum zu Baum, in erster Linie auf der Suche nach Zapotes, eine Art wilde Avocados.
Oscar war happy, dass gleich zu Beginn grosse Tiere zu sehen waren. Es nicht selbstverständlich, welche anzutreffen.

Es ging einen schmalen Pfad sachte den Berg hinauf. Vorbei an riesigen Würgefeigen, eine Fikus-Art, die ihren Wirtsbaum von oben nach unten umschlingt, regelrecht würgt, bis dieser abstirbt. Zurück bleiben eigenartig geformte Fikusbäume, die immer wieder faszinieren.

Blühendes am Wegesrand oder auch auf Augenhöhe entdeckt man selten. Der überwiegende Teil wächst weit oben, oft nur mit dem Fernglas sichtbar. Auch Orchideen wachsen so weit oben.
Grün in allen Ausprägungen ist die vorherrschende Farbe. Hier sieht es genauso aus, wie man sich den Dschungel vorstellt. Samt Lianen, Bromelien, Vogelzirpen und Wasserfall.
Allerdings ohne Tarzan und, dank der Höhe, ohne Moskitos!

Und dann, Oscar deutete hektisch auf einen Baum und stellte gleichzeitig sein Fernrohr auf, sahen wir über uns etwas bläulich schimmern...ein Quetzal!
Ein prächtiges Männchen, blau die Rückenfedern, der Kopf und die Kehle hellgrün, eine rote Brust, gefolgt von etwas weiss und endend mit beeindruckend langen grünen Schwanzfedern.
Es herrschte andächtige Stille in unserer kleinen Gruppe. Wir konnten unser Glück kaum fassen. Zwar ist Monteverde ein Lebensraum für den Quetzal, aber auch hier kommt er selten vor.
Bei diesem Anblick kann man auch verstehen, warum der Quetzal bei den Azteken als heiliger Vogel galt.

Auf dem Rückweg sahen wir noch ein Aguti. Die etwa 50 cm langen Nager sind mit den Stachelschweinen verwandt und fressen u.a. den harten Kern der Zapotes, der für die Affen ungeniessbar ist. So schliesst sich ein Kreis.

Ein Morgen in der grünen Hölle, mit einem Quetzal als Krönung  - was für ein Start in den Tag!

Pura Vida.

Samstag, 26. Oktober 2013

La Cucaracha oder: zu hohe Ansprüche?

Natürlich ist nicht alles eitel Sonnenschein hier.

Ich bin umgezogen vor ein paar Tagen. Zu einer anderen Gastfamilie.
Der Grund: Kakerlaken, das Badezimmer und die Familienverhältnisse.

Mir war von Anfang an klar, dass die Unterkunft bei einer Gastfamilie in einem Land in den Tropen und einem anderen Lebensstandard als in Deutschland zu Überraschungen jeglicher Art führen kann.

Die Familie in San Jose war sicher nicht reich. Die fünf Familienmitglieder lebten sehr beengt, um die drei Zimmer des oberen Stockwerks zu vermieten. Winziges Krabbelgetier und Spinnen in den Zimmern liessen sich nicht vermeiden, auf derartiges war ich auch gefasst. Doch das Bad wurde alle paar Tage geputzt, mein Zimmer gekehrt, sogar das Bett gemacht. Und ich hatte gleich das Gefühl, in der Familie willkommen zu sein und das nicht nur als zahlender Gast.
Hier wurden meine Erwartungen übertroffen, meine Befürchtungen nicht bestätigt.

Ganz anders hier in Monteverde, wo ich schon beim Betreten des Hauses ein ungutes Gefühl hatte. Ich sagte mir aber: nicht vorschnell urteilen, offen bleiben und abwarten.

Ich hielt drei Nächte aus.

Die Kakerlaken und Riesenkäfer in meinem Zimmer waren eine Sache. Viel schlimmer für mich war das Bad, dessen ungepflegter Zustand sich nicht besserte. Und von Familie konnte angesichts der Umstände keine Rede sein.

Die Eltern arbeiten beide 6 Tage die Woche vom frühen Vormittag bis spät in die Nacht in der Küche eines Hotels. Mit im Haus lebt die sehr junge Cousine, die sich in erster Linie um die Kinder kümmmert. Für den Haushalt ist sie scheinbar nicht zuständig.
Ana, die Mutter, eine wirklich liebe Person, bereitete jedenfalls vor der Schule das Frühstück und die Lunchboxen für die Kinder und mich zu. Sie ging einmal sogar noch vorher einkaufen, da Sachen wie Milch und Eier nicht vorhanden waren.
Dass sie sich in der wenigen verbleibenden Zeit  nicht viel um das Haus kümmern kann, liegt auf der Hand. Den Hausherrn sah ich nur, als er mich vom Bus abholte. Morgens schlief er immer noch, als ich mit den Kindern das Haus verliess.

Als dann die dritte Kakerlake aus meinem Hemd kroch, die Haare, die schon bei meinem ersten Gang ins Bad vorhanden waren, sich immer noch an der gleichen Stelle befanden und der Babysitter immer noch gelangweilt nur in den Fernseher guckte, ging ich zu meiner Ansprechpartnerin in dieser Sache und bat um eine Änderung der Unterkunft.

Ich hatte ein saublödes Gefühl dabei. Bin ich ein schlechter Mensch? Eine verwöhnte Tussi? Waren meine Ansprüche unverhältnismäßig hoch? Meine Erwartungen unrealistisch?

Mir wurde versichert: nein, das ist nicht der Fall. Die Situation der Familie habe sich scheinbar geändert, entspräche somit nicht den Abmachungen und ich käme in eine neue Familie noch in den nächsten Stunden.

Ich bin sehr glücklich bei dieser Familie. Es ist aber auch eine ganz andere - vor allem wohlhabendere - Welt hier. Hier findet Familienleben statt.

Wenn ich die Mädchen in der Schule sehe und mit ihnen spreche, nagen Schuldgefühle an mir. Vielleicht finde ich ja noch eine Möglichkeit, die beiden auf ihrem Weg in die Zukunft zu unterstützen.

Pura Vida? Ja, doch, auch das gehört zum Leben.

Blau machen und ein Pizote

"Blaugemacht" habe ich nicht von der Arbeit, sondern etliche Holzteile, Schilder, Holzpfosten etc.
Glücklicherweise bin ich um das Streichen des Stahlgerüstes gekommen (in mehreren Metern Höhe auf einer Leiter balancierend Farbe auftragen  - nicht mein Traumjob), aber die Holzteile mussten dringend blau gestrichen werden. Und wer mich kennt weiss, dass ich malern ganz und gar nicht mag...
Aber auch das wurde erledigt und mein Chef Milton versprach mir: "Kein Malern mehr!"

"Dringend" ist im übrigen so eine Sache. Anfang der Woche war es "dringend" notwendig, den Bolzplatz von Steinen und Ästen zu befreien. Auch einige Beete mussten "dringend" gepflegt werden... aber andere Dinge wurden dann erledigt - auch dringend.

Einen Vormittag stieg ich sogar zum Capo auf. Ein amerikanischer Vater einer der Schüler hatte seine Hilfe angeboten (ist an der Schule so üblich) und wurde mir zugeteilt. So gab ich also Miltons spanische Anweisungen auf englisch weiter - beide waren wir guter Hoffnung, das richtige Grünzeug aus dem Beet zu entfernen.
Cheffe war mit unserer Arbeit zufrieden, also hat es wohl gepasst.

Die Chancen, einen Ameisenbären zu sehen, sind ja sehr gering, vor allem hier in der Gegend. ABER: am Mittwoch morgen, ich trank eben Kaffee zum 2. Frühstück und guckte mal wieder den Kolibris zu, rumpelte es im Geräteschuppen. Heraus kam ein Pizote, ein Nasenbär. Was für ein knuffiger Kerl!
Mit der Meinung stand ich ziemlich allein da. Ich fotografierte, alle anderen verscheuchten ihn. Nasenbären sind, ähnlich wie Waschbären, Allesfresser und halten sich gern in der Nhe menschlicher Siedlungen auf, wo sie den Abfall nach Essbarem durchsuchen.
Die Begeisterung über das Auftauchen eines Nasenbären hält sich also hier in Grenzen.
Was mich nicht davon abgehalten hat, in am nächsten morgen wieder freudig zu begrüssen Gefüttert habe ich ihn nicht - hätte ich gern getan, aber soll man halt nicht.

Es ist noch Regenzeit und diese macht ihrem Namen allle Ehre. Morgens ist es meist sonnig, gegen mittag wabert der Nebel über die grün bewaldeten Hügel und dann folgt mal um 3Uhr , mal um 5Uhr der Regen.
Gummistiefel und ein Regencape waren demzufolge eine der ersten Anschaffungen hier. Mein Outfit für die Arbeit setzt sich zusammen aus eben den Gummistiefeln, meiner alten, mittlerweile mit blauer Farbe verzierten Cargohose, einem ebenfalls blau gesprenkelten Hemd und dem sehr nützlichen Indiana-Jones-Hut. Jetzt wäre ein Foto nett, nicht wahr?

Es bleibt Pura Vida hier für mich.

Hasta luego!

Montag, 21. Oktober 2013

schoenster Arbeitsplatz der Welt!

Heute war mein erster Arbeitstag als Hilfsgaertnerin in der Regenwald-Schule. Beim Fegen der Wege und Unkrautzupfen blicke ich ueber unendlich viel gruenen Regenwald bis auf den Pazifischen Ozean. Besser geht es wirklich nicht.

Aber der Reihe nach:
Der Abschied vom lauten, hektischen San Jose fiel mir leicht, der von meinen Mitschuelern und meiner Gastmutter nicht. Ich haette sie am liebsten alle eingepackt und mitgenommen.
So bin ich also am Samstag morgen um 6.30Uhr allein mit dem Bus nach Monteverde. Wie immer an diesen Busstationen ist das System schwer zu durchblicken. Doch irgendjemand weiss immer irgendetwas, und ich konnte schliesslich fuer umgerechnet 4.-Euro mein Busticket erstehen. (Das Taxi zur Busstation kostete 7.-Euro, mit den oeffentlichen Bussen zu fahren, ist spottbillig in Costa Rica).

4 - 5 Stunden sind fuer die Strecke von etwa 90km angesetzt. Was mich verwunderte, da es lange Zeit recht flott voranging. Mein Sitznachbar, ein gebuertiger Muenchener, der in San Jose studiert, meinte nur, ich solle mal abwarten. Und tatsaechlich: fuer die letzten 25km brauchten wir anderthalb Stunden. Die einzige Strasse nach Monteverde ist eigentlich ein breiter Feldweg - unbefestigt, voller Schlagloecher, mit teilweise extremen Steigungen. Aber die Ausblicke - fantastisch! Eine traumhafte Anreise.
Nebenbei erfuhr ich von Toni, meinem Sitznachbarn Interessantes ueber die hiesige Energiegewinnung und die Zukunft von Solarenergie in Costa Rica - Thema seiner Masterarbeit hier. Reisen bildet!

Kaum war ich bei meiner neuen Gastfamilie angekommen, fing es zu regnen an. Eigentlich war es ein Wolkenbruch, der mehrere Stunden dauerte. Da ich in einem sehr bescheidenen Haus, hoch oben am Berg gelegen, untergebracht bin,  rechnete ich durchaus damit, am naechsten Morgen weiter unten aufzuwachen... ist freilich nicht passiert.

Die Eltern, beide voll berufstaetig, und Alexandra, die Cousine des Hausherrn, die auf die Kinder aufpasst, sprechen nur spanisch. Doch die beiden Maedchen, Anayere (9) und Evelyn (6), sprechen englisch!
Sie gehen eben auf jene Schule, in der ich mithelfe.

Diese Regenwaldschule wurde vor 21 Jahren von 6 amerikanischen Muettern gegruendet, denen eine zweisprachige, oekologisch ausgepraegte Schulausbildung fuer alle Kinder hier, egal, wieviel Geld die Eltern haben, vorschwebte.
250 Kinder von 4 bis 15 Jahren gehen hier zur Schule bzw. Kindergarten. Es ist eine Privatschule, 80% der Schueler stammen aber aus einkommensschwachen Elternhaeusern (wie meine beiden Maedchen) und muessen nichts bezahlen. Das Geld kommt von Spenden und von Freiwilligen wie mir, die durch die Bezahlung ihres Aufenthalts eben solche Familien und die Schule unterstuetzen.
Alle Kinder benutzen den Bus, keines wird von den Eltern gebracht. Wenn man sie so ansieht, sticht keines als "reich" hervor - sie sind alle einfach gekleidet und ausgestattet.
Es wird zweisprachig unterrichtet: spanisch und englisch, schon vom Kindergarten an. Ganz grosser Wert wird auf Ausbildung in Sachen Natur und Umwelt gelegt. Recycling ist ein immer wiederkehrendes Thema, das auch in der Schule gelebt wird. Alles wird irgendwie verwertet.
Herzstueck der Schule ist mein Chef Milton: Gaertner, Pflanzenliebhaber, Tierkenner, ein Naturmensch mit Leib und Seele, der den Kindern (und auch mir und den Lehrern) ganz erstaunliche Dinge, oft nur Kleinigkeiten, mit einer Eindruecklichkeit und Begeisterung vermitteln kann, die Seinesgleichen sucht.
Kein Wunder, sind das schoenste fuer meine beiden Maedchen die Stunden mit Milton im Wald, in den Gaerten oder im Gewaechshaus.

Heute habe ich also Wege gefegt (das spanische Wort fuer "putzen" ist "limpiar" - eines der wenigen Verben, die ich mir gemerkt habe, so habe ich sofort verstanden, was ich zu tun habe) und beim Unterricht im Wald geholfen. Morgen darf ich die Gemuesebeete pflegen (hoffentlich kann ich Unkraut von Nutzpflanzen unterscheiden!) und dann irgendwas mit der Wasserversorgung zusammen mit Milton ueberpruefen (wenn ich das richtig verstanden habe...). Und einige Stahltraeger muessten gestrichen werden!
Es gibt viel zu tun!

Pura Vida!




Donnerstag, 17. Oktober 2013

letzter Schultag

Hurra! Schule ist aus!
Nein, eigentlic es irgendwie schade - es heisst, Abschied nehmen von neuen Bekannten, von der schönen Anlage und es heisst auch,
 mit dem wenigen Spanisch, das ich tatsächlich sprechen kann, zurechtzukommen.

Am Samstag geht es nach Monteverde in den Dschungel. Und so sehr ich mich in der Großstadt eingelebt habe und meine Gastfamilie sehr gerne mag, bin ich froh, in ruhigere Gefilde zu kommen. Eine lateinamerikanische Großstadt ist einfach LAUT! 

Was habe ich sonst getan, ausser lernen?
Mit den Ticos Fussball geguckt und den Sieg gegen Mexico bejubelt und gefeiert. Ich habe mit 20 Leuten zusammen im Park getrommelt, den Vulkan Poas erklommen (ok, per Bus), habe ein Stammcafe, habe Reis und Bohnen noch nicht satt (das gibt es wirklich JEDEN Tag) und habe in meinem Lieblingspark Morazon meinen Lieblingsbaum entdeckt - einen blühenden Frangipani-Baum!

Am Samstag geht es per Bus nach Monteverde, meine neue Heimat für die nächsten 3 Wochen. Wohnen werde ich wieder bei einer Familie und arbeiten in der www.cloudforestschool.com. Bin schon sehr gespannt, vor allem erst mal auf die Busfahrt. 5 Stunden lang geht es übers Land. Und da kann einiges passieren, wie ich täglich in den Nachrichten verfolgen kann.

Das wars für heute, die Internetverbindung funktioniert selten, so kommen selten Nachrichten von mir.

Pura Vida!

P.S. Mein Sitznachbar im Flugzeug hat tatsächlich einen Ameisenbär gesichtet und fotografiert!

Mittwoch, 9. Oktober 2013

San Jose - schon eine Woche neue Heimat

(nachdem das mit den Bildern einfach nicht klappt, gibt es nur Text)

1 Woche in San Jose  

= entspanntes Leben inmitten der Gastfamilie (Mama, Papa, drei erwachsene Kinder, eine
    Enkeltochter, zwei Medizinstudenten aus Guatemala)

= angenehme Temperaturen mit immer weniger Regen

= eine quicklebendige, moderne Stadt, toll zum Einkaufen, mit einem Markt nach meinem
   Geschmack, schoenen Parks und interessanten Menschen zum Beobachten

= ein oeffentliches Bussystem, das ich taeglich (und mit zunehmender Gelassenheit)
   benutze. Es bleibt aber immer ein kleines Abenteuer...

= eine fantastische Sprachschule, die sich um wirklich alles kuemmert und sehr gut
   gut organisiert ist. Mit Schuelern aus der ganzen Welt. Und ich habe wirklich das Gefuehl,
   schon Lernfortschritte gemacht zu haben. Ich habe heute problemlos verstanden, dass
   ich fuer meine Einkaeufe 860 Colones zu bezahlen habe. Meiner Gastmama erklaerte ich
   auf spanisch, ich wuerde am Wochenende den Vulkan Poas besteigen - ihrer Reaktion
   nach hat sie mich verstanden.

= wahnsinnig viele neue Eindruecke und nur Neugierde auf das, was noch kommen wird
   und keine Spur von Angst. So vieles, ueber das ich mir Gedanken oder Sorgen gemacht
   habe, hat sich von selbst geloest.

= PURA VIDA   das Lebensmotto der Ticos hier.

Samstag, 5. Oktober 2013

technische Probleme

Es gibt vorest nur Text - man (ok: Frau) sollte sich halt VOR der Reise mit dem technischen Equipment auseinandersetzen...
Jedenfalls bin ich gluecklich in Costa Rica gelandet. Meine Gastfamilie ist sehr herzlich und hilft mir, wo es geht.
Und nach zwei Tagen Schlaf nachholen war ich heute in der Lage, mittels des oeffentlichen Busses San Joses Zentrum zu erkunden. Dazu aber mehr, wenn die Bilder dazu kommen.

Adios und Hasta Luego

Dienstag, 24. September 2013

Probepacken

Probepacken


Es ist vollbracht: dank der virtuellen Hilfe erfahrener Backpackerinnen ging tatsächlich
                                                      
                                                              DASS ALLES


                                                                 DA REIN!

Und wiegt nur 12,5kg - ich bin stolz auf mich!