Montag, 21. Oktober 2013

schoenster Arbeitsplatz der Welt!

Heute war mein erster Arbeitstag als Hilfsgaertnerin in der Regenwald-Schule. Beim Fegen der Wege und Unkrautzupfen blicke ich ueber unendlich viel gruenen Regenwald bis auf den Pazifischen Ozean. Besser geht es wirklich nicht.

Aber der Reihe nach:
Der Abschied vom lauten, hektischen San Jose fiel mir leicht, der von meinen Mitschuelern und meiner Gastmutter nicht. Ich haette sie am liebsten alle eingepackt und mitgenommen.
So bin ich also am Samstag morgen um 6.30Uhr allein mit dem Bus nach Monteverde. Wie immer an diesen Busstationen ist das System schwer zu durchblicken. Doch irgendjemand weiss immer irgendetwas, und ich konnte schliesslich fuer umgerechnet 4.-Euro mein Busticket erstehen. (Das Taxi zur Busstation kostete 7.-Euro, mit den oeffentlichen Bussen zu fahren, ist spottbillig in Costa Rica).

4 - 5 Stunden sind fuer die Strecke von etwa 90km angesetzt. Was mich verwunderte, da es lange Zeit recht flott voranging. Mein Sitznachbar, ein gebuertiger Muenchener, der in San Jose studiert, meinte nur, ich solle mal abwarten. Und tatsaechlich: fuer die letzten 25km brauchten wir anderthalb Stunden. Die einzige Strasse nach Monteverde ist eigentlich ein breiter Feldweg - unbefestigt, voller Schlagloecher, mit teilweise extremen Steigungen. Aber die Ausblicke - fantastisch! Eine traumhafte Anreise.
Nebenbei erfuhr ich von Toni, meinem Sitznachbarn Interessantes ueber die hiesige Energiegewinnung und die Zukunft von Solarenergie in Costa Rica - Thema seiner Masterarbeit hier. Reisen bildet!

Kaum war ich bei meiner neuen Gastfamilie angekommen, fing es zu regnen an. Eigentlich war es ein Wolkenbruch, der mehrere Stunden dauerte. Da ich in einem sehr bescheidenen Haus, hoch oben am Berg gelegen, untergebracht bin,  rechnete ich durchaus damit, am naechsten Morgen weiter unten aufzuwachen... ist freilich nicht passiert.

Die Eltern, beide voll berufstaetig, und Alexandra, die Cousine des Hausherrn, die auf die Kinder aufpasst, sprechen nur spanisch. Doch die beiden Maedchen, Anayere (9) und Evelyn (6), sprechen englisch!
Sie gehen eben auf jene Schule, in der ich mithelfe.

Diese Regenwaldschule wurde vor 21 Jahren von 6 amerikanischen Muettern gegruendet, denen eine zweisprachige, oekologisch ausgepraegte Schulausbildung fuer alle Kinder hier, egal, wieviel Geld die Eltern haben, vorschwebte.
250 Kinder von 4 bis 15 Jahren gehen hier zur Schule bzw. Kindergarten. Es ist eine Privatschule, 80% der Schueler stammen aber aus einkommensschwachen Elternhaeusern (wie meine beiden Maedchen) und muessen nichts bezahlen. Das Geld kommt von Spenden und von Freiwilligen wie mir, die durch die Bezahlung ihres Aufenthalts eben solche Familien und die Schule unterstuetzen.
Alle Kinder benutzen den Bus, keines wird von den Eltern gebracht. Wenn man sie so ansieht, sticht keines als "reich" hervor - sie sind alle einfach gekleidet und ausgestattet.
Es wird zweisprachig unterrichtet: spanisch und englisch, schon vom Kindergarten an. Ganz grosser Wert wird auf Ausbildung in Sachen Natur und Umwelt gelegt. Recycling ist ein immer wiederkehrendes Thema, das auch in der Schule gelebt wird. Alles wird irgendwie verwertet.
Herzstueck der Schule ist mein Chef Milton: Gaertner, Pflanzenliebhaber, Tierkenner, ein Naturmensch mit Leib und Seele, der den Kindern (und auch mir und den Lehrern) ganz erstaunliche Dinge, oft nur Kleinigkeiten, mit einer Eindruecklichkeit und Begeisterung vermitteln kann, die Seinesgleichen sucht.
Kein Wunder, sind das schoenste fuer meine beiden Maedchen die Stunden mit Milton im Wald, in den Gaerten oder im Gewaechshaus.

Heute habe ich also Wege gefegt (das spanische Wort fuer "putzen" ist "limpiar" - eines der wenigen Verben, die ich mir gemerkt habe, so habe ich sofort verstanden, was ich zu tun habe) und beim Unterricht im Wald geholfen. Morgen darf ich die Gemuesebeete pflegen (hoffentlich kann ich Unkraut von Nutzpflanzen unterscheiden!) und dann irgendwas mit der Wasserversorgung zusammen mit Milton ueberpruefen (wenn ich das richtig verstanden habe...). Und einige Stahltraeger muessten gestrichen werden!
Es gibt viel zu tun!

Pura Vida!




1 Kommentar:

  1. Wow, was Du schon alles erlebt hast! Ich freue mich so sehr mit Dir denn aus jedem Wort springt einem die Feude an Deinem Abenteuer förmlich entgegen!!
    Hat Dein Münchner Sitznachbar keinen Tipp für den Bilder-Upload gehabt? Ich würde zu gerne auch den Ausblick sehen, den Du so eindringlich beschrieben hast :-)
    Was das Pfeiler-streichen betrifft haben wir ja diesen Sommer ja gut geübt und Du bist schon fast ein Profi ;-)

    Hab weiterhin so viel Spaß und Enthusiasmus und berichte von Deinen spannenden Erlebnissen!

    Pura Vida Muchacha :-)

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